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Was ist Bioökonomie und wie will der Freistaat Bayern dabei eine Vorreiterrolle einnehmen?
Wussten Sie, dass aus Holz alles hergestellt werden kann – von Reifen bis hin zu Medikamenten? Dies ist nur ein Beispiel dafür, wie die auf fossilen Rohstoffen basierende Wirtschaft durch erneuerbare biobasierte Ressourcen in eine Bioökonomie umgewandelt werden kann. Lassen Sie uns gemeinsam das Potenzial der Bioökonomie erkunden und erfahren Sie, wie Bayern seine Bioökonomiestrategie „Zukunft.Bioökonomie.Bayern.“ vorantreibt.
Die kreislauforientierte Bioökonomie ist auf dem besten Weg, einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Erreicht werden kann dies durch die Verwendung von biobasiertem Kohlenstoff (d. h. aus atmosphärischem Kohlendioxid [CO2] gewonnenen Kohlenstoff) in recycelbaren Produkten – und die damit verbundene Verringerung der CO2-Emissionen aus fossilen Kohlenstoffquellen. Aber das ist noch nicht alles: Ziele der Bioökonomie sind auch die Förderung der Ressourceneffizienz und die Schaffung neuer Möglichkeiten für Wirtschaftswachstum und Innovation.
Branchenübergreifende Innovationen, sogenannte Cross-Industry-Innovationen, werden eine wichtige Triebkraft für den Aufbau der Bioökonomie sein. Bayern ist daher prädestiniert für eine Vorreiterrolle: Das Land verfügt über eine starke Kultur der Zusammenarbeit, eine umfangreiche Infrastruktur an Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen, Clusterinitiativen in den relevanten Branchen und reichhaltige Rohstoffvorkommen. Die Ende 2020 veröffentlichte bayerische Bioökonomiestrategie „Zukunft.Bioökonomie.Bayern.“ hat mit nicht weniger als 50 konkreten Maßnahmen die Grundlage für die Entwicklung des Standorts zu einem Vorreiter für nachhaltige Produkte und Produktionsmethoden umgesetzt.
Wie funktioniert die Bioökonomie?
Die Grundlage der Bioökonomie ist die nachhaltige Nutzung biobasierter Materialien, also nachwachsender biologischer Ressourcen wie Pflanzen, Tiere und Mikroorganismen, in einem Kreislaufsystem.
Nehmen wir das Beispiel Holz.
Bioraffinerien können Holz und Stroh zu einem hohen Grad in ihre verschiedenen Bestandteile zerlegen. Cellulose, der häufigste biomolekulare Bestandteil pflanzlicher Biomasse, kann dann nicht nur für die Papierherstellung, sondern auch für Textilien, Medizinprodukte, Kosmetika oder Pharmazeutika eingesetzt werden. Aus Hemicellulosen werden Xylose – als Grundlage für Xylitol (einen Zuckerersatzstoff) – und Furfural, eine wichtige Ausgangschemikalie für die Herstellung von Arzneimitteln, gewonnen.
Lignin dient als Dispersions- oder Bindemittel in Baustoffen, Textilien und in der Holzwerkstoffindustrie. Außerdem bildet es die Grundlage für eine Reihe spezifischer Produkte wie Aromastoffe (z. B. Vanillin), Ethen, Benzol und Acetylen. Zudem kann Lignin auch als Rohstoff für Biokohlenstofffasern verwendet werden.
Unter dem Dach der Bioökonomie werden verschiedene biogene Materialien und Sektoren wie Land- und Forstwirtschaft, Fischerei, Lebensmittelproduktion, Biokraftstoffe, Biokunststoffe, biobasierte Chemikalien, Pharmazeutika und mehr zusammengefasst. In Bayern wird der Schwerpunkt auf Holz und Stroh liegen (aber nicht nur darauf).
Hier finden Sie einen umfassenden Überblick über die Bioökonomie in Bayern. Sie befindet sich noch in der Entwicklung, ist aber bereits deutlich sichtbar: Viele erfolgreiche Unternehmen haben begonnen, Technologien zur Herstellung von Materialien der nächsten Generation einzusetzen oder bahnbrechende Produkte zu entwickeln.
Beispiele von Unternehmen der bayerischen Bioökonomie
Wisefood hat bereits Millionen von Produkten auf den Markt gebracht, die Plastikgegenstände durch bessere Alternativen ersetzen. Was einst als Studentenprojekt begann, hat sich inzwischen zu einem schnell wachsenden Food-Tech-Unternehmen entwickelt.
Derzeit exportiert Wisefood in mehr als 20 Länder weltweit und hat weitaus mehr als 1.000 Produkte im Portfolio. Seit der Gründung wurden mehr als 100 Millionen Plastikstrohhalme ersetzt, unter anderem durch den „SUPERHALM“ oder „superstraw“. Neben Hartweizen oder Grieß, die für Stabilität sorgen, besteht SUPERHALM aus Fruchtfasern, die aus einem bei der Apfelsaftherstellung anfallenden Reststoff gewonnen werden. SUPERHALM ist in verschiedenen Längen und Durchmessern erhältlich.
Namhafte Hotelgruppen und andere Unternehmen des Gastgewerbes zählen zu den Kunden von Wisefood.
„Making smart biotech materials for everyday life“ ist die Devise von AMSilk. Die AMSilk GmbH mit Sitz in Neuried bei München ist der weltweit erste industrielle Anbieter smarter Biotech-Materialien auf Basis von Seidenproteinen. Das Unternehmen verarbeitet synthetische Proteine zu Seidenprodukten, darunter Fasern und Garne für textile Anwendungen, sprühfähige Compounds, Hydrogele und Seidenpulver für den Einsatz in der Medizin oder in Verbraucherprodukten. Eine spezielle Programmierung ermöglicht es zudem, die Produkte an die Endanwendung anzupassen oder gewünschte Eigenschaften zu erzielen. AMSilk kann somit Seidenmaterial für eine breite Palette von Anwendungen liefern. Das reicht von modernen Materialien wie Verbundwerkstoffen für Sportschuhe bis hin zu Substanzen, die im medizinischen Bereich zur Beschichtung von Brustimplantaten verwendet werden, um Infektionen zu verhindern und postoperative Komplikationen zu reduzieren. Der Faser- und der Medizinbereich sind nur zwei Beispiele für die vielfältigen Anwendungsbereiche in verschiedenen Branchen.
Tag für Tag werden gekühlte und tiefgekühlte Lebensmittel, Reagenzien, Enzyme, Impfstoffe und schlagempfindliche Produkte in Tausenden von sogenannten Landboxen auf sichere und nachhaltige Weise in Umlauf gebracht. Über 1.000 Kunden aus der Lebensmittel-, Tiernahrungs-, Pharma- und Life-Science-Branche vertrauen auf die nachhaltigen Thermoverpackungen des Unternehmens aus Alling. Seit 2014 arbeitet Landpack daran, herkömmliche Verpackungen aus Polystyrol, die sich nur schwer umweltgerecht entsorgen lassen, durch leistungsfähige Alternativen zu ersetzen, die aus nachwachsenden Rohstoffen wie Stroh oder Hanf hergestellt werden.
Mit ihrer breiten Palette an Substraten für Banknoten- und Sicherheitsdokumente sowie innovativen Sicherheitsmerkmalen ist die Papierfabrik Louisenthal der Goldstandard für Banknotensicherheit. Sie ist weltweit ein Marktführer auf ihrem Gebiet. Die Wissenschaftler und Ingenieure von Louisenthal entwickeln modernste Technologien, Verfahren und Dienstleistungen für Banknoten und andere Sicherheitsdokumente, die Sicherheit und Ästhetik miteinander verbinden. Aber das ist noch nicht alles: Gemeinsam mit ihrer Muttergesellschaft Giesecke & Devrient hat sie die so genannte „Green Banknote Initiative“ ins Leben gerufen, um eine Banknote mit dem kleinstmöglichen CO2-Fußabdruck zu entwickeln – ohne Kompromisse bei der Strapazierfähigkeit oder Sicherheit. Um die Green Banknote so nachhaltig wie möglich zu gestalten, wurde jede einzelne Komponente unter die Lupe genommen. Das Ergebnis ist beeindruckend: Bei der Herstellung der Green Banknote werden 29 % weniger CO2 ausgestoßen und 86 % weniger Kunststoff verbraucht als bei normalen Polymer-Banknoten. Dabei hält sie genauso lange wie eine normale Banknote.
Was macht ausgerechnet Bayern zum perfekten Standort für Ihr Bioökonomie-Unternehmen?
Neben einer hervorragenden Infrastruktur verfügt Bayern über eine breit aufgestellte Forschungslandschaft. Ein großes Angebot an nachhaltigem Holz sorgt für den geeigneten Rohstoff aus der Forstwirtschaft. Die Verfügbarkeit qualifizierter Fachkräfte wird durch zahlreiche Universitäten und Hochschulen wie die Technische Universität München (TUM), die Friedrich-Alexander Universität (FAU) oder die Hochschule Hof sichergestellt, die sowohl Bachelor- als auch Masterstudiengänge anbieten.
Wichtige Faktoren für den Erfolg der Bioökonomie sind eine breite Wissensbasis und die Förderung von Innovationen. Mit dem TUM Campus Straubing für Biotechnologie und Nachhaltigkeit (TUMCS) hat Bayern ein integratives Forschungszentrum geschaffen, das interdisziplinäre Forschung und Lehre in der Bioökonomie umsetzen soll. Darüber hinaus gibt es an der Technischen Hochschule Rosenheim ein Zentrum für biobasierte Materialien (ZBM). Das ZBM wird durch die intelligente Nutzung der natürlichen Werkstoffeigenschaften von Holz – ganz im Sinne der kreislauforientierten Bioökonomie – hochwertige Produkte mit neuen Funktionalitäten entwickeln.
Im Rahmen der Cluster-Offensive Bayern werden Unternehmen und Forschungseinrichtungen miteinander vernetzt, um so die Durchführung von Projekten zu erleichtern. In den folgenden Clustern kommen Unternehmen und Forschungseinrichtungen, die in diesen Bereichen tätig sind, zusammen:
- Biotechnologie
- Chemie
- Ernährung
- Forstwirtschaft und Holz
- Industrielle Biotechnologie
- Neue Werkstoffe
- Umwelt.
Zudem unterstützt die bereits erwähnte Bayerische Bioökonomiestrategie das Wachstum der heimischen Bioökonomie mit Maßnahmen, die von Bildung bis zum Bau von Bioraffinerien reichen. Ihr Ziel ist auch die Förderung sektorübergreifender Innovation und Zusammenarbeit in diesem Bereich, und zwar nicht nur auf lokaler, sondern auch auf internationaler Ebene.
In diesem Sinne ist die Zusammenarbeit auf internationaler Ebene bereits in vollem Gange. Ein Beispiel: Das Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung (IVV) hat gemeinsam mit dem Fraunhofer Project Center for Innovation in Food and Bioresources am ITAL (Institute for Food Technology) in Campinas (São Paulo, Brasilien) eine Arbeitsgruppe eingerichtet, die sich mit der Verarbeitung von hochwertigen Rohstoffen und Lebensmitteln wie Kaffee, Schokolade und tropischen Früchten sowie mit der Verwertung von biogenen Roh- und Reststoffen für industrielle Anwendungen befasst.
Möchten Sie mit Ihren Ideen und Ihrem Unternehmen an der Entwicklung der Bioökonomie in Bayern mitwirken?
Werfen Sie einen Blick auf unsere Erfolgsgeschichten und lassen Sie sich inspirieren. Invest in Bavaria unterstützt Sie dabei, Ihr Potenzial auszuloten. Unser Service ist kostenlos, vertraulich und individuell auf Ihre Bedürfnisse abgestimmt. Sprechen Sie mit uns – wir beraten Sie gerne!

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