#bytevaria 08.02.2019

Digitale Zukunft: Blockchain-Projekte in Bayern

Spätestens seit Mitte 2017 der Hype um die Kryptowährung Bitcoin für Furore sorgte, ist der Begriff Blockchain in aller Munde. Dabei existiert die dahinter stehende Idee bereits seit den 1990er-Jahren – und reicht in ihrem Potenzial weit über den Währungsbereich hinaus. Nicht zufällig wird die Technologie im innovationsstarken Bayern branchenübergreifend gefördert und in die bestehende Infrastruktur eingebaut: eine Chance für zahlreiche aufstrebende Unternehmen.

Die Idee der Blockchain ist, Datensätze – sogenannte Blöcke – derart miteinander zu verketten, dass sie die Geschichte des jeweiligen Datensatzes nachvollziehbar festhalten und Manipulationen ausschließen: Das heißt, Authentizität, Reihenfolge und Vollständigkeit können von außen nicht verändert werden.

Das bekannteste Anwendungsfeld dieser Technologie ist die Währung Bitcoin. Die Bitcoin-Blockchain ist eine Datenbank – vergleichbar mit einem riesigen Kassenbuch –, in der alle Transaktionen gespeichert werden. Dort wird festgehalten, wer wann wie viele Bitcoins an wen übertragen hat. Jede dieser Transaktionen bildet einen Block. Und jeder dieser Blöcke wird mit einem Hashcode – einer mittels Hashfunktion errechneten Zeichenkette – signiert. Da die Hashcodes der aufeinander folgenden Blöcke miteinander verkettet sind, wird Manipulation, im Fall von Bitcoin der Diebstahl oder Missbrauch von Coins, unmöglich.
 

Auch wenn Kryptowährungen vorerst in der öffentlichen Wahrnehmung das Paradebeispiel für den Einsatz der Blockchain bleiben dürften, bereiten sich weltweit zahlreiche andere Branchen auf den Einsatz der Technologie vor. So greift die Blockchain-Revolution derzeit bereits auf gewachsene Wirtschaftszweige wie den internationalen Handel, die Tourismusbranche, Fragen des Datenschutzes, das Gesundheits- und Versicherungssystem, den Logistikbereich, Fluggesellschaften, Automobilhersteller, die Energiewirtschaft und viele mehr über.
 

Bayern etabliert sich als führender Forschungsstandort in Sachen Blockchain


Daraus ergeben sich zahlreiche Chancen für aufstrebende digitale Unternehmen: Besonderes Potenzial verspricht Bayern, das sich mit zahlreichen Initiativen und seiner gewachsenen industriellen und digitalen Infrastruktur für den Aufbau von Blockchain-Projekten empfiehlt. Gerade durch Cross-Industry-Innovationen lassen sich hier Synergien nutzen. Beispielsweise im Bereich der Forschung geht Bayern seit vielen Jahren branchenübergreifend in die Offensive.

Fraunhofer Blockchain Lab (Augsburg/Bayreuth)
Das Fraunhofer Blockchain-Labor arbeitet in Kooperation mit den Universitäten Bayreuth und Augsburg multidisziplinär an der Konzeption, Entwicklung und Evaluation von Blockchain-Lösungen. Dabei werden branchenübergreifende Ziele wie prozessuale Risiko- oder Kostenreduktion sowie Automatisierungsmöglichkeiten ausgelotet.

TUM Blockchain Research Cluster (München)
Am Blockchain Research Cluster der TU München beteiligen sich Disziplinen übergreifend zahlreiche Lehrstühle der Universität, um zu allen möglichen, mit der Blockchain verknüpften technologischen, ökonomischen, rechtlichen und sozialen Fragen zu forschen.

Auf die Entwicklung von konkreten Anwendungen konzentriert sich die weltweit agierende Blockchain Insurance Industry Initiative B3i. Die im Münchener Werk1 ansässige B3i konzentriert sich auf den Einsatz der Blockchain-Technologie in der Versicherungsbranche. Der Fokus liegt vor allem auf der Entwicklung von Blockchain-Prototypen, die bei (Rück-)Versicherungsverträgen zum Einsatz kommen sollen.
 

Blockchain-Projekte von bayerischen Wirtschaftsakteuren boomen


Und nicht nur die Forschung arbeitet in Bayern vermehrt an den Potenzialen der Blockchain. Auch die bayerischen Wirtschaftsakteure nutzen die Technologie bereits oder planen deren Implementierung.

Audi beispielsweise verwendet die von IBM entwickelte Blockchain-Plattform Batavia für den Verkauf seiner Autos. Und auch Siemens digitalisiert seine Handelsfinanzierungsgeschäfte mithilfe der Blockchain – betroffen sind davon vor allem Bankgarantien im Außenhandel. Hinzu kommen zudem Projekte, die in der Energiewirtschaft durch Microgrid-Control-Lösungen überschüssigen Strom in lokale Netze einspeisen und ihre Vergütung direkt von den Abnehmern erwirtschaften. Ein weiteres Beispiel ist der Automobilhersteller BMW, der sich an der internationalen Mobility Open Blockchain Initiative (Mobi) sowie dem Blockchained Mobility Hackathon beteiligt, um zukunftsfähige Blockchain-Mobilitätslösungen zu erarbeiten und auf den Markt zu bringen. Diese Projekte und Kooperationen zeigen, dass im Bereich Blockchain im Freistaat bereits heute Expertise vorhanden ist und die bayerische Wirtschaft dieser Technologie offen gegenübersteht. 

Dass diese zahlreichen Initiativen in Bayern auf fruchtbaren Boden fallen, hängt auch mit der Politik zusammen, die das Thema derzeit weit oben auf der Agenda platziert: Neben der Definition digitaler Rechte und dem Erhalt der Netzneutralität, Themen wie KI oder Start-up-Förderung sowie dem flächendeckenden Netzausbau legt die Staatsregierung ihren Fokus auch auf das Thema Blockchain. So ist die Erarbeitung einer übergreifenden bayerischen Blockchain-Strategie geplant. Zudem soll geprüft werden, inwieweit die Vermittlung der notwendigen Grundlagen der neuen Technologie in den bayerischen Lehrplänen verankert werden können und müssen.

Damit sollen die Grundlagen für die digitale Zukunft Bayerns, aber vor allem auch aller bayerischen Unternehmen und Start-ups im deutschland- und weltweiten Vergleich gelegt werden. Dass Bayern diesbezüglich auf einem guten Weg ist, zeigt eine aktuelle Studie des Schweizer Unternehmens BlockState: Insgesamt ermittelte die Studie 28 Blockchain-Start-ups im Freistaat – das bedeutete Platz zwei im bundesweiten Vergleich.