Bavarian way of life 10.12.2015

Schaurig-schöne Tradition: Die Rauhnacht in Bayern

In Bayern wird Tradition großgeschrieben. Dabei denken viele an die mehr oder weniger altertümlichen Trachten, mit denen die Bayern und auch Auswärtige alljährlich auf dem Oktoberfest unterwegs sind. Dass es aber auch ganz anders geht, zeigt der alte Brauch der Rauhnächte, der vor allem in Niederbayern noch hochgehalten wird.

1725 ist der Brauch das erste Mal urkundlich erwähnt, seit den 80er Jahren erfreut er sich wieder wachsender Beliebtheit.

Je nach Deutung sind die Rauhnächte die Tage zwischen der Wintersonnenwende am 21. Dezember oder Weihnachten und dem Dreikönigstag am 06. Januar. In dieser Zeit, so die Überlieferung, treiben die Seelen der Verstorbenen und der Teufel ihr Unwesen auf der Erde. Um sich vor den bösen Geistern zu schützen, räucherten die Bewohner ihre Häuser mit Weihrauch aus und reinigten sie auf diese Weise von allem Übel – daher rührt wohl auch der Name der Rau(c)hnacht. Aber auch eine andere Deutung ist möglich: Nach dieser geht das Wort auf die rauhen, mit Fell bekleideten und behaarten Dämonen zurück, die die Menschen um ihren Schlaf bringen.

Maskiertes Spektakel

Doch damit nicht genug: In gespenstischer Verkleidung schickten sich die Dorfbewohner ihrerseits an, die Geister mit Lärm und schaurigem Aussehen zu vertreiben. Heute werden die bösen Geister aber nicht mehr an allen Tagen vertrieben. Stattdessen hat es sich eingebürgert, nur an einigen Abenden dem unheimlichen Spektakel zu frönen. Die sogenannten Perchtenläufe zur Vertreibung der Unwesen werden meist von Vereinen mit viel Akribie vorbereitet. So stecken in den handgearbeiteten Masken und Kostümen oft viele Stunden mühevoller Detailarbeit.

Wer sich jetzt an die amerikanische Halloween-Tradition erinnert fühlt, hat also nicht ganz Unrecht. Und noch eine weitere Gemeinsamkeit gibt es: Auch in den Rauhnächten ist es üblich, dass Kinder von Haus zu Haus gehen und um eine kleine Gabe bitten. Früher waren das oft Krapfen, heute sind es wie bei Halloween Süßigkeiten. Wer sich ganz traditionell am Brauch beteiligen möchte, kann nach Originalrezept die Raunudeln backen.

Live und in Farbe können Schaulustige verschiedenen Rauhnächten in ganz Niederbayern beiwohnen. So zum Beispiel in Waldkirchen, wo auch das Rauhnachtslied erklingt:

Heid is d' Rauhnacht, wer hods aufbracht-

a oida Mo is iwa Stiagn owa krocha-

hod se Bial und Boal o'brocha

Kropfa heraus, Kropfa heraus-

oder mia stechan a Loch ins Haus!

Im Übrigen haben sich Teile der Rauhnacht-Tradition auch im Rest Deutschlands gehalten. Die beliebte Silvester-Knallerei geht ebenfalls auf die Perchtenläufe zurück, bei denen die Dämonen mit viel Krach vertrieben werden sollen.