Digitalwirtschaft 24.01.2017

Produktion 4.0 in Bayern: Schaeffler und die Digitalisierung

Wenn es um das Thema Industrie 4.0 geht, ist Bayern als starker Wirtschaftsstandort gut aufgestellt. Unternehmen aller Anwenderindustrien und jeder Größe sorgen dafür, dass die Innovationskraft des Standortes weiter gestärkt wird. Über einige dieser Beispiele haben wir auf diesem Blog bereits gesprochen, jetzt wollen wir sie auch selbst zu Wort kommen lassen. Den Anfang macht der Automobil- und Industriezulieferer Schaeffler.

Erst Ende letzten Jahres verkündete das Unternehmen seine strategische Partnerschaft mit IBM, die im Rahmen der Ausrichtung auf die „Mobilität für morgen“ das Thema Digitalisierung weiterhin vorantreiben soll. Besonders günstig wirkt sich dabei natürlich auch die räumliche Nähe zur neuen Watson-IoT-Zentrale von IBM in München aus, sodass Abstimmungen mit der Konzernzentrale in Herzogenaurach innerhalb kürzester Zeit erfolgen können. Erster Meilenstein der gemeinsamen Zusammenarbeit war die Implementierung einer digitalen Plattform, über die seit Oktober 2016 alle datenbasierten Services von Schaeffler laufen. Mehr zum Thema weiß Gerhard Baum, Chief Digital Officer der Schaeffler AG, der uns Rede und Antwort stand.
 

Welchen Nutzen versprechen Sie Ihren Kunden durch digitale Produktionsprozesse?

Schaeffler will als Zulieferer digitale Produktionsprozesse für seine Kunden aktiv mitgestalten. Mit einem Team von mehr als 1.200 Mitarbeitern entwickeln wir Produktionstechnologien permanent weiter in Richtung höherer Effizienz und besserer Qualität. Unser Produktionssystem ist weltweit in über 70 Werken implementiert.

Die Produktion wird heute durch digital unterstützte Menschen und vernetzte Maschinen kontinuierlich weiterentwickelt. Schaeffler wird dadurch seine Führungsrolle im Produktions- und Supply Chain-Umfeld weiter ausbauen und dieses Know-how auch am Markt zur Verfügung stellen. Durch die Digitalisierung wird eine weitere Optimierung der Produktqualität ermöglicht und die Liefertreue zu unseren internen und externen Kunden weiter gesteigert.


Von welchen konkreten Vorteilen und Fortschritten der Technologie profitieren Ihr Industriezweig und Ihr Unternehmen im Speziellen?

Neue Möglichkeiten und Technologien im Bereiche der Datenanalyse befähigen Schaeffler-Mitarbeiter, bereits existierende und zusätzlich erhobene Daten zu einer ganzheitlichen Optimierung aller Prozesse entlang der Wertschöpfungskette zu nutzen. Virtual, Augmented und Mixed Reality-Technologien werden erprobt und für den Fertigungseinsatz weiterentwickelt, um beispielsweise in virtuellen Trainingsräumen Mitarbeiter schnell und zielgerichtet weiterqualifizieren zu können.


Mit dem Thema Industrie 4.0 stehen Sie in Bayern nicht allein. Welche Partnerschaften und Kooperationen pflegen Sie?

Wir kooperieren mit verschiedenen internen und externen Partnern. Wir arbeiten zum Beispiel mit der Fraunhofer-Gesellschaft im Rahmen des Leitprojekts „Industrial Data Space“ zusammen. Der Austausch in unternehmensübergreifenden Plattformen und Arbeitsgruppen ist ein wichtiger Punkt auf unserer digitalen Agenda.

Ein Beispiel für unser „company-on-campus“-Konzept ist das sogenannte „SHARE am KIT“ oder anders gesagt „Schaeffler Hub for Automotive Research in E-Mobility“ am Karlsruher Institut für Technologie. Eine vergleichbare Kooperation, „SHARE an der FAU“, haben wir gerade an der Universität Erlangen etabliert. Dieses Modell werden wir gezielt themen- und regionenbezogen ausbauen. Wir beteiligen uns außerdem an externen Netzwerken wie dem Munich Network und dem digitalen Gründerzentrum Mittelfranken, um unter anderem unsere Zusammenarbeit mit Start-ups auszubauen. Das ist eine sehr gute Basis, um leistungsfähige Talente zu gewinnen.

 

Stärkung der bayerischen Digitalwirtschaft


All diese Aktionen sind für Schaeffler kein Neuland. Denn bereits seit 2015 beweist das Unternehmen mit dem Projekt „Werkzeugmaschine 4.0“, wie zukunftsfähig es digitale Projekte umsetzen kann.  Dabei entwickelte Schaeffler gemeinsam mit Partnern ein Maschinenkonzept, das vom Sensor bis in die Cloud bestehende Technik mit neuen digitalisierten Komponenten vernetzt und einen konkreten Schritt in Richtung digitalisierte Produktion darstellt. Für den Standort Bayern ein echter Zugewinn, von dem nicht nur die Kunden von Schaeffler, sondern die gesamte Digitalwirtschaft profitieren.