Japan 04.05.2017

Japanischer Hidden Champion – Weltweiter Marktführer bei Schweißrobotern auf dem Vormarsch

OTC Daihen Europe GmbH eröffnet ihren ersten Showroom in Bayern und lädt zum Doppelbesuch in Japan und Bayern

Auf Einladung von Herrn Naoki Urai, des Präsidenten & CEO der OTC Daihen Europe GmbH in München, besuchte ich mit Dr. Wolfgang Hübschle, Leiter Invest in Bavaria, den neuen Showroom, der seit November 2016 am Standort Bayern präsent ist. Wir freuten uns,  Einblicke in die aktuellen DAIHEN Technologien zu bekommen. Der Showroom sollte u.a. in erster Linie als Präsentationsplattform für die Partner von OTC Daihen in Europa dienen - zum anderen Grund komme ich später weiter unten.

1919 war das Unternehmen in Osaka gegründet worden und ist heute einer der weltgrößten Hersteller von Robotern, Lichtbogenschweiß- und Schneidmaschinen, Transformatoren, Anlagen zur Gewinnung elektrischer Energie sowie von Komponenten für die Automatisierung der Schweißtechnik mit über 4000 Mitarbeitern.

Herr Urai empfing uns ganz herzlich in dem neuen futuristisch anmutenden Showroom direkt an der A9 mit namhaften Global Players wie Microsoft als Nachbar. Nach der freundlichen Begrüßung erklärte uns Herr Urai in seiner Präsentation sowohl das Firmenprofil als auch die Anfänge in Europa und wir erfuhren den Ursprung des Firmennamens DAIHEN.

Ein neuer Name


Vor fast 100 Jahren wurde der Grundstein für die heutige Firma mit dem Firmennamen Osaka Henatsuki Kabushikikaisha (大阪変圧器株式会社, übersetzt: Osaka Transformation Company) gelegt. Die Firma war aber eher bekannt unter dem Kosenamen: DAIHEN, was eine Abkürzung von 大= Dai変=Hen war. In Japan werden gerne Abkürzungen verwendet wie zum Beispiel für Kentucky Fried Chicken = „Kenchiki“ oder „Akeome!“ für „Akemashite Omedetou!“ = Alles Gute zum Neuen Jahr oder für Marienplatz -> „Malipula“ und Karlsplatz -> „Kalupula“.
1985 beschloss die Firma endgültig den Namen in Daihen Corporation zu ändern. Für das internationale Geschäft ist die Firma weiter unter OTC (Osaka Transformer Company) bekannt. Das Management verfolgt jetzt das Ziel, den Bekanntheitsgrad der Firma weltweit unter der Dachmarke DAIHEN zu steigern.

Das japanische Unternehmen kommt nach Deutschland


In Deutschland fing das Unternehmen 1973 in Düsseldorf mit der Gründung eines Repräsentantenbüros an. 1982 wurde die deutsche Tochtergesellschaft gegründet und beschäftigt zusammen mit dem Standort München aktuell 60 Mitarbeiter. Herr Urai erzählte von seinen Kollegen, die als Pioniere in den 70er, 80er Jahren nach Deutschland entsandt wurden. Da damals nicht viele Deutsche die englische Sprache beherrschten, musste die Geschäftskommunikation auf Deutsch stattfinden. Und auch im Alltag bereitete die Sprache viele Schwierigkeiten. Doch gerade deswegen gelang es ihnen, wenn auch nicht fließend, die deutsche Sprache in einem gewissen Maße zu erlernen.  Heutzutage dagegen muss man nicht mehr unbedingt Deutsch lernen, da fast jeder in Deutschland Englisch spricht. Das sei seine Entschuldigung für seine derzeitigen Deutschkenntnissen mit Steigerungspotenzial, entschuldigt er sich schmunzelnd mit einem Augenzwinkern.

Des Weiteren erzählte Herr Urai von seiner interessanten Erkenntnis, dass es in Deutschland noch 30 eigentümergeführte Unternehmen gibt, die in der Herstellung von Lichtbogen-Schweißmaschinen tätig sind. In diesem Markt habe Daihen einen Markanteil von über 50% und mit Panasonic zusammen einen Anteil von 95%. Herr Urai betonte die Notwendigkeit, in Bayern wegen der Kundennähe unbedingt präsent zu sein, da schließlich alle Kunden in Süddeutschland sind.

Dr. Hübschle war überrascht von der Aussage von Herrn Urai, dass alle Lichtbogen-Schweißmaschinen, die für den europäischen Markt bestimmt sind, in Slowenien produziert werden und nicht aus Japan importiert werden.  Dies wurde an die Tendenz der europäischen Kunden eine kürzere Lieferzeit und „Made in Germany bzw. Made in EU“, „Made in Japan“ vorzuziehen,  angepasst, obwohl Letzteres auch eine hohe Qualitätsgarantie verspricht.

Die Firma verfolge das Ziel, dass alle Beteiligten – die Kunden, die Zulieferer, die Mitarbeiter, die Gesellschaft und die Nachbarschaft „happy“ sind. Daihen in Japan veranstaltet zum Beispiel jedes Jahr ein Sommerfest, um den Kontakt mit den Bewohnern aus den umliegenden Gebieten zu pflegen.

Nach der informativen Präsentation wurden wir nun durch die Räume geführt. Jeder Raum ist sehr hell sowie visuell eingerichtet und ist sehr gut durchdacht. Man merkt sofort, dass hier mit sehr viel Herzblut und mit viel Liebe fürs Detail gearbeitet wurde. Es gibt auch einen Testraum, wo die Kunden das Schweißen direkt austesten können. Sie bieten auch Schulung für die Kunden und Get Togethers der Fachwelt an. 

Besuch der Repräsentanz des Freistaats Bayern in Japan im OTC DAIHEN Werk in Kobe

Genau einen Tag vorher waren die Kollegen der Repräsentanz des Freistaats Bayern in Japan im OTC DAIHEN Werk in Kobe zu Besuch. Die Fabrikanlage in Kobe ist der Produktions- und Entwicklungsmittelpunkt  von Lichtbogenschweißmaschinen und Robotern.
Dr. Geltinger, Leiter der Repräsentanz Japan und Frau Noe Tayama, Projektmanagerin der Repräsentanz in Tokyo wurden  durch Herrn Otsuki Sadao, General Manager International Department Welding Products Division freundlich empfangen und durch Showroom und Werk geführt. Herr Sadao war selber zwei Jahre bei OTC in Deutschland (Mönchengladbach), aber er schwärmte während des Rundgangs mehrfach von München und Bayern. Seiner Einschätzung nach ist der Standort München ausbaufähig, da die meisten Kunden im Süden (hauptsächlich Tier 1 für  BMW) und das Werk in Slovenien gut erreichbar liegen.

Dr. Christian Geltinger bei der Showroom-Besichtigung bei Daihen in Japan

Rückblick:

Wie kam der Kontakt zu DAIHEN ursprünglich zustande? Die Firma wurde auf Invest in Bavaria durch unsere Anzeigekampagne im japanisch-sprachigen Magazin für die japanische Community in Deutschland, Doitsu News Digest, aufmerksam und nahm Kontakt mit uns auf. Die Firma suchte wegen der Kundennähe einen weiteren Standort in Süddeutschland. Von Anfang an kam  dabei nur ein Gebäude im Erdgeschoss in Frage, sodass es als Showroom benutzt werden kann. Ein weiteres sehr wichtiges Kriterium war, dass ein breites Publikum Zugang zum Showroom haben sollte. Schließlich wollen die Roboter gesehen werden.

Dementsprechend erwies sich die Suche als nicht ganz einfach. Ein großer Büroraum, im Erdgeschoss, mit Showroom-Tauglichkeit, mit möglichst viel Passanten… Es ist nicht so, dass es keine Gewerberäume für Einzelhandel in München gibt. Nur wenn dort gleich reihenweise Roboter ausgestellt werden sollen, sieht die Sache wieder anders aus. Ganz zu schweigen von der Frage, ob der Eigentümer da mitmacht…

Dass eine Firma daran interessiert ist, bekannt zu sein, ist verständlich, aber warum ist es Daihen auch sehr wichtig von Endverbrauchern wahrgenommen zu werden? Schließlich sind Industrieroboter noch kein Alltagsgegenstand für den durchschnittlichen Haushalt. Die Antwort von Herrn Urai war schlichtweg einfach wie genial!

Als Global Player und Hidden Champion bietet die traditionsreiche Firma Daihen Corporation seit fast 100 Jahren Top-Qualität an. Daihen ist als Roboterhersteller in seiner Zunft etabliert und genießt ein hohes Ansehen in der internationalen Fachwelt. Nur leider sei der Bekanntheitsgrad bei den Endkonsumenten nicht hoch genug gewesen. Dies habe negative Folgen bei der Suche nach Fachkräften und bei der Personalbeschaffung.

Schließlich macht Daihen genauso wie vielen anderen Unternehmen der Fachkräftemangel zu schaffen. Das Management grübelte nicht lange und kam auf eine raffinierte Idee, die auch gleich umgesetzt wurde. Das Motto lautete demnach: Weg aus dem - bildlich gesprochen - Hinterhof – und hinaus, wo die Endkunden – oder genauer gesagt, wo die Mütter zu finden sind. Warum die Mütter? Was haben die Mütter hier konkret zu tun?

Mütter und die Berufswahl ihrer Kinder

Das Management stellte fest, dass es in Japan die Tendenz gibt, dass häufig Mütter das letzte Wort haben, in welcher Firma ihr Nachwuchs später arbeiten sollte. Das heißt konkret: Hat ihr Kind zwei Job-Angebote von zwei verschiedenen Unternehmen, legt die Mutter ihrem Sprössling nahe, die bekanntere Firma zu nehmen.

Also muss man dorthin gehen, wo möglichst viele Mütter anzutreffen sind, um sich bei ihnen einzuprägen! Diese Firmen-Philosophie aus Japan setzt Daihen  auch in Europa konsequent um und arbeitet daran, seinen Bekanntheitsgrad auch hier aktiv zu steigern. Diese Strategie hat sich ausgezahlt. Inzwischen ist Daihen auch bei den Endkonsumenten in Japan sehr bekannt.
Die Suche nach dem Showroom in München war erfolgreich, und die Ausstellung mit den Industrierobotern ist sowohl ästhetisch ansprechend als auch technisch Interesse weckend. So ein japanischer Hidden Champion mit weltweiter Marktführerschaft bei Schweißrobotern passt sehr gut in die bayerische Landschaft.  Welche Mutter würde da beim Anblick dieser Zukunftstechnologie mit so viel Ästhetik und Eleganz nicht dahinschmelzen?

Suchen auch Sie einen Standort, der die Knie erweicht? Rufen Sie uns einfach an! Wir finden immer eine Lösung!

Showroom in München