Regionen 06.12.2018

Bayerns Regionen unter der Lupe: Niederbayern im Höhenflug

Die wirtschaftlichen Erfolge Bayerns sind so vielfältig wie seine Regionen. Wir gehen der Frage nach, welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen, damit sich Unternehmen in einer ganz bestimmten Region niederlassen und dort Erfolg haben. Auf der Suche nach Antworten sind wir diesmal in Niederbayern gelandet.

Innovativ war man in Niederbayern schon immer. Kein Wunder also, dass das Goggomobil, ein Kleinstwagen für vier Personen, ausgerechnet im niederbayerischen Dingolfing erfunden wurde. Zwischen 1955 und 1969 wurden immerhin rund 285.000 davon gebaut, bevor BMW die Firma übernahm, um dort ein eigenes Werk aufzubauen. Heute ist es BMW selbst, das in Niederbayern immer wieder für Innovationen sorgt, die auf die gesamte Automobilbranche abstrahlen. So ist das Werk in Dingolfing mit seinen 17.500 Beschäftigten und 340.000 gebauten Autos pro Jahr nicht nur der größte BMW-Standort in Europa, sondern gehört sowohl unternehmensintern als auch branchenweit zu den Innovationstreibern im Automobilsektor.

Musterschüler im bayerischen Vergleich

Hohes Wirtschaftswachstum und Beschäftigung auf Rekordniveau prägen das Bild des Standortes. Die niederbayerischen Zahlen liegen über dem ohnehin hohen bayerischen Landesschnitt. Eine starke industrielle Basis sowie innovative Handels-, Tourismus- und Dienstleistungsunternehmen haben maßgeblich zu dieser guten Entwicklung beigetragen. In Niederbayern wird eine ganze Palette unterschiedlichster Waren produziert: Automobile der Spitzenklasse, innovative Produkte aus Antriebstechnik, Elektronik und Maschinenbau oder hochwertige Gläser. Die Attraktivität des Standorts liegt auch an seiner Lage im Herzen Europas in unmittelbarer Nachbarschaft zu Österreich und Tschechien. Davon profitiert in besonderer Weise die Exportindustrie: Fast die Hälfte der in Niederbayern produzierten Güter findet ihre Abnehmer im Ausland. Dabei bildet Straubing den logistischen Brückenkopf zur neuen Europäischen Makroregion "Donauraum". Bei einem Güterumschlag von 4 Mio. Tonnen p. a. ist der Hafen Straubing-Sand das leistungsstärkste Güterverkehrszentrum in Niederbayern.

Die niederbayerische Wirtschaftsstruktur

Wer sich mit dem niederbayerischen Wirtschaftswunder beschäftigt, kommt an BMW nicht vorbei. Der Autobauer ist nicht nur der mit Abstand größte Arbeitgeber der Region, er ist auch ein wichtiger Auftraggeber für viele kleine und mittelständische Unternehmen in der Zulieferindustrie. So beliefert zum Beispiel SLE-Elektronic aus Grafenau BMW mit Maschinen, die Bauteile während laufender Produktion reinigen, ölen, entölen oder beschichten. Darüber hinaus sind es einheimische Gründer, wie Thomas-Krenn, die das Wirtschaftswachstum vorantreiben. Der Hidden Champion aus dem Bayerischen Wald baut individuell konfigurierte Computer-Server für große und kleine Kunden in ganz Europa. Zum Kundenstamm zählen viele Dax-Konzerne, und selbst Branchenriesen wie Dell oder Lenovo verlieren Marktanteile an den Mittelständler aus Freyung.

Die niederbayerischen Hochschulen

In Niederbayern gibt es drei Hochschulen, die für vielfältige Kooperationen sowie den Wissens- und Technologietransfer mit der regionalen Wirtschaft zur Verfügung stehen:

So hat die Universität Passau im Rahmen der Initiative Technik Plus ein Transferzentrum mit den drei Säulen Wissenstransfer, Wissenschaftliche Weiterbildung und Gründungsförderung errichtet. Das Transferzentrum soll eine Brücke zwischen Wissenschaft und Praxis schlagen, indem wissenschaftliche und technologische Erkenntnisse in die wirtschaftliche Nutzbarkeit überführt werden.

Die Technische Hochschule Deggendorf hat fachbereichsübergreifende Profile für die anwendungsorientierte Forschung entwickelt. Es werden wissenschaftliche Erkenntnisse zu neuen marktfähigen Produkten, Verfahren und Dienstleistungen umgesetzt. Im Campus Schloss Mariakirchen ist u.a. das Institut für Existenzgründung und Unternehmertum angesiedelt. Weitere – zum Teil geplante – Standorte befinden sich in Teinach, Spiegelau, Grafenau, Freyung, Landau a.d. Isar, Pfarrkirchen und Hutthurm.

Neben zahlreichen Studiengängen bietet die Hochschule Landshut über ihre Kompetenzzentren vielfältige Kooperationsmöglichkeiten für Unternehmen an. Darunter sind das Kompetenzzentrum Produktion und Logistik, das Kompetenzzentrum Leichtbau sowie das Automotive Competence Centre. Daneben haben sich an der Hochschule drei Cluster als Kompetenznetzwerke etabliert: das Leichtbau-Cluster, das Cluster Mikrosystemtechnik und das Netzwerk Medizintechnik. Weitere Technologiezentren befinden sich in Dingolfing und Ruhstorf a.d. Rott.

Außerdem unterhält die Technischen Universität München einen Campus für Biotechnologie und Nachhaltigkeit in Straubing.


Das Gründerzentrum Digitalisierung Niederbayern (GZDN)

Das Gründerzentrum Digitalisierung Niederbayern ist ein Verbundkonzept der drei niederbayerischen Hochschulstandorte Passau (INN.KUBATOR), Landshut (LINK) und Deggendorf (ITC1). Gemeinsam entsteht an den drei Standorten eine hochwertige Infrastruktur für Existenzgründer im Bereich Digitalisierung sowie ein tragfähiges Netzwerk mit Strahlkraft auf ganz Bayern für Gründer und etablierte Unternehmen.
 

  • Der INN.KUBATOR PASSAU hilft Start-ups, sich schlagkräftig aufzustellen, um international führende Unternehmen im Bereich digitale Technologien hervorzubringen. Hierzu werden Interessenten an die jeweiligen Netzwerkpartner vermittelt.
     
  • LINK, das Gründerzentrum Landshut ist eine wichtige Anlaufstelle für Start-ups, Gründer und Kreative aus der Region. Geboten werden Coachings, Beratung, Matching-Möglichkeiten und Networking.
     
  • ITC1 Deggendorf: Am Innovations- und Technologie Campus Deggendorf (ITC1) wird Existenzgründern und Start-ups, die sich in Deggendorf und Umgebung niederlassen wollen, Unterstützung in Form eines regelmäßigen Beratungstages angeboten.


Weitere Gründerzentren gibt es in Straubing und Waldkirchen.

Ausgezeichnete Start-ups aus der Region

Niederbayern bietet also beste Voraussetzungen für eine lebendige Start-up-Szene. Ein gutes Beispiel dafür ist die wuidi GmbH, deren App vor erhöhtem Wildunfallrisiko warnt und so mithilft, Wildunfälle zu vermeiden. Das Ganze fußt auf dem Forschungsprojekt WilDa des BMVI in Zusammenarbeit mit der Technischen Hochschule Deggendorf. Die App wurde vom Bundesverkehrsministerium mit dem Deutschen Mobilitätspreis ausgezeichnet. Ebenfalls preisgekrönt ist das niederbayerische Start-up mypaketkasten. Mit ihren Paketkästen für Online-Shopper belegten die Gründer den 3. Platz im Businessplanwettbewerb 2017. Schon aus dem Jahr 2013 und trotzdem erwähnenswert ist das Projekt aquaba. Mit seiner schwimmenden Meerwasserentsalzungsanlage gewann damals Raphael Wagensonner, Student des Studiengangs Umweltingenieurwesens an der Hochschule Deggendorf, das Finale des „Mehr Wasser Wettbewerbs“.

Über all dem wirtschaftlichen Erfolg soll nicht vergessen werden, dass auch Niederbayerns Landwirtschaft Superlative zu bieten hat. So beherbergt die Region Europas größtes Anbaugebiet für Gewürzgurken, die alljährlich unter Einsatz der berühmten “Gurkenflieger” von fleißigen Erntehelfern von den Feldern geholt werden.

Besuchen Sie mit uns auch die Regionen Unterfranken und die Oberpfalz und lernen Sie ihre wirtschaftliche Seite kennen.