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Wasserstofftechnik 22.11.2022

Aufbau eines Ökosystems für Wasserstoffmobilität: Wie Bayern dank branchenübergreifender Innovationen einen Vorsprung hat

Wasserstoff ist ein wichtiger Baustein zur Emissionsreduzierung im Mobilitätssektor, insbesondere in Bereichen, in denen die Elektrifizierung nicht ausreicht. Um zukünftig das volle Potenzial dieser Technologie auszuschöpfen, braucht es in den nächsten Jahren Investionen in Innovation und Forschung- und Entwicklung. Bayern hat im Rahmen seines Ziels, bis 2040 klimaneutral zu werden, frühzeitig eine Wasserstoffstrategie entwickelt. Diese sieht vor, dass Unternehmen, FuE-Zentren und Start-ups mit der öffentlichen Hand zusammenarbeiten. Dadurch sind bereits starke Partnerschaften entstanden, die die Grenzen dieses neuen Bereichs erweitern.

©Zentrum Wasserstoff.Bayern (H2.B)

Hier finden Sie eine Auswahl von interessanten Initiativen in Deutschland:

Öffentlicher Sektor: Schaffung von Plattformen und Vernetzungsmöglichkeiten


Bayern hat schon früh eine Wasserstoffstrategie entwickelt, um klimaneutral zu werden. So wurden mehrere wichtige Plattformen geschaffen, um den Fortschritt in diesem Bereich voranzutreiben.

H2.B
Der Freistaat Bayern hat das Zentrum Wasserstoff.Bayern (H2.B) gegründet, um die starke Position der bayerischen Industrie bei der Gestaltung der zukünftigen Wasserstoffwirtschaft zu festigen und auszubauen. H2.B bringt zentrale Akteure aus Industrie, Wissenschaft und Politik zusammen, um das Thema zügig voranzutreiben und die Nutzung von Wasserstoff in der breiten Praxis alltäglich zu machen.

Wasserstoffbündnis Bayern
Das Wasserstoffbündnis Bayern ist eine gemeinsame Plattform zur Vernetzung und Bündelung des Wissens und der Interessen von Wasserstoff-Akteuren aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik. Es hat seinen Sitz in Bayern und wird vom Zentrum Wasserstoff.Bayern (H2.B) koordiniert.

Nationales Technologie-Anwenderzentrum Wasserstoff (WTAZ)
Als Teil der Nationalen Wasserstoffstrategie (NWS) ist das WTAZ ein Wasserstoff-Innovations- und Technologiezentrum, das den Technologietransfer von der Forschung in die Industrie ermöglicht. Es beginnt bei der angewandten Forschung, führt über die Entwicklung, Prüfung und Zertifizierung bis hin zur Standardisierung.

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Bayerische Wasserstoffstrategie

©Zentrum Wasserstoff.Bayern (H2.B)

Start-ups: Die Spitzenforschung und -entwicklung in Geschäftsmöglichkeiten umwandeln


Viele Start-ups, die im Bereich der Wasserstofftechnologie tätig sind, entwickeln Geschäftsideen auf der Grundlage von FuE-Projekten. Eine rege Investitionsszene hilft ihnen, voranzukommen und sich schnell zu etablieren.

Hydrogenious LOHC Technologies
Hydrogenious LOHC Technologies wurde als Spin-off von Wissenschaftlern der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg gegründet und konzentriert sich auf die Wasserstofflogistik. Mit flüssigen organischen Wasserstoffträgermaterialien (Liquid Organic Hydrogen Carriers – LOHC) hat das Unternehmen nun einen Weg gefunden, den Wasserstoff stabil zu speichern.

„Wasserstoff ist das Erdöl der Zukunft“, sagt Daniel Teichmann, der Gründer und Geschäftsführer des Unternehmens.

ARTHUR BUS
Arthur Bus produziert hochmoderne, emissionsfreie Busse für eine grünere, sauberere und nachhaltigere Zukunft. Bereits ein Jahr nach der Gründung des Unternehmens war der erste selbst entwickelte Wasserstoffbus einsatzbereit. Ihr Wasserstoffbus gilt als der fortschrittlichste der Welt. Erst kürzlich wurde das Unternehmen als einer der Preisträger des European Hydrogen Transport Dialogue 2022 bekannt gegeben.

KEYOU
Das Unternehmen KEYOU wandelt bestehende Diesel- und Gasmotoren in Wasserstoffmotoren um. Solche Wasserstoff-Nachrüsttechnologien sind ein grundlegendes Thema für Lkw, Schiffe und Züge.

Wasserstofffahrzeuge punkten im Vergleich zu Elektrofahrzeugen mit einer deutlich höheren Reichweite, denn Fahrzeuge mit Wasserstoffmotoren haben einen 5- bis 10-prozentigen höheren Kraftstoffverbrauch als Brennstoffzellenfahrzeuge. Dafür benötigen aber keine Pufferbatterien, sodass der benötigte Bauraum für zusätzliche Wasserstoffspeicher genutzt werden kann.

 

Konzerne: Aufbau des Rückgrats der künftigen Wasserstoffwirtschaft


BMW

BMW forscht seit Jahren an wasserstoffbetriebenen Autos und arbeitet seit 2013 gemeinsam mit Toyota an Wasserstoff-Brennstoffzellenantrieben im industriellen Maßstab. BMW wird den BMW iX5 Hydrogen bis Ende 2022 in einer Kleinserie auf den Markt bringen. Es wird eine Brennstoffzelle der zweiten Generation verwendet, deren Dauerleistung mehr als doppelt so hoch ist wie die ihres Vorgängers.

Das Wasserstoffprogramm von BMW ist Teil der ehrgeizigen Vision des Automobilherstellers, der nachhaltigste Automobilhersteller der Welt zu werden.

Siemens Energy
Die Tochtergesellschaft des bayerischen Blue-Chip-Unternehmens hat es sich zur Aufgabe gemacht, den weltweit steigenden Energiebedarf zu decken und gleichzeitig den Übergang zu einer nachhaltigeren Welt zu schaffen. Mit der Erzeugung von grünem Wasserstoff aus erneuerbarer Energie mittels PEM-Elektrolyse sind sie diesem Ziel einen großen Schritt nähergekommen.
Andernorts in Bayern arbeiten Unternehmen wie MAN Energy Solutions oder MTU Aero Engines mit Hochdruck an der Dekarbonisierung des Luft- und Schiffsverkehrs. Lesen Sie den Artikel in diesem Blog, um mehr zu erfahren.
 

Hochschulen: Durch Spitzenforschung vorausdenken


In Bayern gibt es viele führende Universitäten, bei denen das Thema Wasserstoff ganz oben auf der Agenda steht. Hier sind zwei Beispiele für Projekte in diesem Bereich:

TUM EReTech Projekt
Dieses Projekt wird von der EU finanziert und von der Technischen Universität München (TUM) koordiniert. Es sieht den Bau einer Pilotanlage zur Herstellung von Wasserstoff aus Biogas in Bayern vor. Dabei wird eine neue Technologie zum Einsatz kommen, die die Effizienz des Produktionsprozesses durch die Integration von Widerstandsheizung in den chemischen Reaktor erhöhen soll.

Die Anlage wird in der Nähe von Eichstätt gebaut und soll 130 Tonnen Wasserstoff pro Jahr liefern, die zum Beispiel für Wasserstofftankstellen verwendet werden können. Die Fertigstellung ist für 2025 geplant.

Bavarian Hydrogen Center (BHC)
In diesem Projekt kooperiert die FAU mit der Technischen Universität München, der Universität Bayreuth, dem Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT und der Hochschule Amberg.
Die an diesen Projekten beteiligten Wissenschaftler suchen nach Wegen zur Gewinnung und Nutzung von Wasserstoff aus ausschließlich nachhaltigen Quellen. Außerdem treiben sie den systematischen Ausbau der chemischen Energiespeicherung mit Wasserstoff voran.

Dank dieser und anderer Anstrengungen hat Bayern einen deutlichen Technologievorsprung: Ein komplettes H2-Mobilitäts-Ökosystem ist im Entstehen. Dazu gehören die Wasserstoffproduktion und -verteilung sowie die Entwicklung und Produktion von Wasserstofffahrzeugen.

Bayerns Vision, ein klimaneutrales Ökosystem aufzubauen, das einen Beitrag zur globalen Energiewende leistet, wird, dank einer starken Zusammenarbeit nun Realität.

Wasserstoff ist ein Paradebeispiel dafür, wie branchenübergreifende Innovationen in Bayern wirtschaftliche Chancen schaffen.