5 Minuten mit ... Jan 25, 2019

5 Minuten mit … Laurens Faure, Geschäftsführer und Mitgründer der Sandhelden GmbH & Co. KG

Interieur aus Sand, und das auch noch aus dem 3D-Drucker – diese ungewöhnliche Idee kommt von Laurens Faure. Das Unternehmen produziert in Gersthofen bei Augsburg mittels 3D-Drucker beispielsweise ästhetische Waschbecken sowie formschöne Vasen und Schalen. Kunden des Start-ups können ihre Einrichtungsgegenstände bereits im Internet nach ihren Wünschen konfigurieren. Dies zeigt, dass nicht nur in der gewerblichen Verwendung die innovative Nutzung von verschiedenen Werkstoffen gefragter ist denn je.

Traditionelle Sanitärobjekte werden in der Regel gegossen. Wie seid Ihr auf den Gedanken mit dem 3D-Druck gekommen?
Anfangs ging es lediglich darum, einen Prototypen für unsere Designs herzustellen. Diesen hatten wir damals bereits im 3D-Druck, jedoch aus Kunststoff, drucken lassen. Für Sanitär nicht gerade das spannendste Material und so gesehen auch nicht wirtschaftlich. Wir kamen dann aber mit 3D-Sanddruck in Berührung und haben schnell das Potential gesehen, was das Verfahren an sich hat. Einerseits bieten wir dadurch ein völlig neues Material auf dem Markt, andererseits aber auch die Möglichkeit, bei Einzelanfertigungen eine komplette Individualisierung anzubieten. Beides ist bis heute unser größter Wettbewerbsvorteil im Markt und zeichnet uns aus.

Und warum verwendet Ihr gerade Sand als Material für Eure Waschbecken, welche Vorteile bietet Euer Verfahren Euren Kunden?
Wir sind damals per Zufall auf Sand gestoßen, weil die 3D-Drucktechnologie, die wir verwenden, hauptsächlich damit arbeitet. Es war aber auch ein Glücksgriff für uns, da Sand mit Erholung assoziiert wird und auch thermische Eigenschaften besitzt, die im Bad ihre Vorteile haben. So speichert das Material Wärme ganz gut. Ebenfalls besitzt der Sand nachdem wir ihn verarbeitet haben – auch eine hohe Frostigkeit – die im Bereich Stahlbeton bei Druckbelastungen einzuordnen ist.
Vom Sand abgesehen, bietet die Technologie aber auch einen unglaublichen Vorteil gegenüber herkömmliche 3D-Druckverfahren. So können wir bis zu 60 Waschbecken innerhalb von 24 Stunden drucken. Dieses erlaubt uns Mengen jenseits von Kleinserien.

Ihr kommt ursprünglich aus Lübeck in Schleswig-Holstein, aber mittlerweile hat es Euch in das bayerische Gersthofen verschlagen. Was waren die Beweggründe für Euren Standortwechsel?
In erster Linie sitzt der größte Teil unserer Entwicklungspartner in Bayern. Im Bereich additive Fertigung (3D-Druck) gehört Bayern zu den führenden Regionen weltweit. Vor allem durch seine verschiedenen Maschinenhersteller (ExOne, Voxeljet, EOS, etc.) ist es deshalb ideal für uns. Des Weiteren sind auch die wirtschaftlichen Gegebenheiten sowie die Förderung und Unterstützung durch den bayerischen Staat (Innovationsgutschein Bayern) ein wichtiger Faktor für diesen Standort gewesen. Die netten Leute und die wahnsinnig schöne Landschaft sind dabei natürlich das i-Tüpfelchen bei der ganzen Sache.


Welchen Herausforderungen müsst Ihr Euch mit eurem Geschäftsmodell stellen?
Wir sind nur ein kleiner Hersteller im riesigen Sanitärmarkt, wodurch wir natürlich strategisch andere Wege gehen müssen, um eine Präsenz zu erzeugen. Wir fokussieren uns dabei im Bereich Marketing vor allem auf soziale Medien (Instagram etc.), die durch eine große Mehrheit unserer potentiellen Kunden genutzt werden. Außerdem bieten wir mit Sand ein neues Material am Markt an, welches gleichzeitig Begeisterung aber auch Skepsis bei unseren Kunden hervorgerufen hat. Es war deshalb sehr wichtig für uns, positive Referenzen und starke Partner für unsere Idee zu gewinnen, um Vertrauen aufzubauen. Dies waren definitiv die größten Hürden für uns.

Was war der bisher größte Erfolg in Eurer Unternehmensgeschichte und was der größte Rückschlag?
Der größte Erfolg für uns war die Vertriebs-Partnerschaft mit unserem Sanitärgroßhändler der GC-Gruppe. Durch ihn sind wir aktuell in mehr als 200 ELEMENTS-Badausstellungen in Deutschland und Luxemburg verfügbar und in knapp 20 Ausstellungen bisher auch mit Produkten vertreten. Letzteres bauen wir natürlich stetig weiter aus. 
Als größter Rückschlag würde ich die anfängliche Naivität unsererseits nennen. Wir haben natürlich die letzten Jahre viel gelernt, aber am Anfang sind wir zu optimistisch an die Sache rangegangen, wobei wir uns vielmehr mit Details hätten auseinandersetzen müssen. Dieses hat sicherlich einiges an Zeit gekostet, sodass wir jetzt schon weiter sein könnten. Aber auch das gehört eben dazu.

Welchen Tipp könnt Ihr jungen Gründern geben? Was hättet Ihr gerne schon vorher gewusst?
Am liebsten hätten wir natürlich das Wissen von heute auch damals schon gehabt. Aber leider geht das so ja nicht. Als Tipp kann ich nur geben, dass man immer an seine Ideen glauben sollte, aber auch bereit sein sollte, diese immer wieder anzupassen. Deshalb ist es wichtig, mit vielen Leuten zu sprechen und Feedback zu erhalten. Fehler können auf dem Weg auch immer passieren, aber man sollte daraus lernen. Niemand ist fehlerfrei und das erwartet auch keiner.


Gemeinsam ist man stark. Welche Zusammenarbeit ist für euch besonders wichtig oder macht euch besonders Spaß?

Wir haben viele Partnerschaften, wobei es schwer ist eine besonders hervorzuheben. Wir haben einfach Spaß daran, an so vielen Projekten beteiligt zu sein und auch mit größeren Firmen Wissen auszutauschen bzw. Projekte umzusetzen. Neben unseren Sanitärprodukten bieten wir seit einigen Monaten unsere Prozesse auch als Dienstleistung an. Vor allem im künstlerischen Bereich, Designer oder Architekten finden dieses unglaublich spannend. Dort wachsen wir stark, wobei jedes Projekt sich voneinander unterscheidet. Es macht Spaß, da dort keine Routine einkehrt und wir uns auf die verschiedensten Anforderungen einlassen müssen.

Bayern gehört zu den Kompetenzregionen, wenn es um die additive Fertigung (3D-Druck) geht. Außerdem gibt es eine Vielzahl an Förderprogrammen und unterstützende Organisationen, die vor allem für junge Unternehmen sehr ansprechend sind.

Welche weiteren Ideen wollt Ihr zukünftig vorantreiben?
Wir wollen auf jeden Fall unser Materialportfolio erweitern. Die Technologie ist so ausgelegt, dass man in der Theorie jedes Material in Pulverform drucken kann. In der Praxis testen wir dies bereits an recyceltem Kunststoff, wo wir durch Fördermittel (Innovationsgutschein) eine Partnerschaft mit dem Fraunhofer IGCV haben, um dieses zu ermöglichen. In den weiteren Kreisen sollen dann noch weitere Materialien dazukommen.

Ebenfalls wollen wir unser Dienstleistungsgeschäft weiter ausbauen. Wir sehen hier eine immense Nachfrage. Aktuell gehören wir zu den ganz wenigen Unternehmen, die 3D-gedruckte Sandteile nach Kundenwunsch weiterverarbeiten bzw. veredeln können.

 

Mit 3D-Druck ist mittlerweile vieles möglich: Welches Bauwerk in Bayern hat Euch architektonisch beeindruckt, sodass Ihr es vielleicht einmal gerne selbst nachdrucken möchtet?
In dem Bereich gibt es natürlich sehr viel. Gerade München hat dort einiges zu bieten. Konkret hatten wir mal darüber nachgedacht, die Allianz-Arena nachzudrucken. Aber das müssen wir sicherlich aus rechtlichen Gründen noch mit dem FC Bayern klären. Ansonsten würden wir gerne mal ein größeres Bergpanorama aus Bayern drucken. Da wir bis zu 4m Länge drucken können, würde dieses dementsprechend beeindruckend rüberkommen.

Laurens Faure erklärt im Interview, wie additive Fertigung bei Sandhelden funktioniert:

Interesse geweckt? Erfahren Sie mehr über die bayerische Start-up-Szene in unserer aktuellen Kampagne. Neben Videos mit weiteren Start-ups, Bier und Brezn gibt es knallharte Fakten zum Gründerstandort Bayern: www.invest-in-bavaria.de/start-ups

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Sandhelden GmbH & Co. KG

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3D-Druck

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2018

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Gersthofen bei Augsburg

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