Big Data 2021年7月29日

Zukunftstechnologie Blockchain – wie bayerische Unternehmen profitieren

Beim Thema Blockchain kommen den meisten Menschen zunächst Bitcoins in den Sinn. Die digitale Währung ist jedoch nicht das einzige Beispiel für Blockchain in der Anwendung. Viel mehr bietet Blockchain eine einzigartige Grundlage, die bei vielen Zukunftsfragen und Entwicklungen eine hilfreiche technische Lösung darstellen kann. Wie Blockchain in der Wirtschaft genutzt werden kann und welche bayerische Unternehmen bereits von der Technologie profitieren, erfahren Sie hier.

Was hat es eigentlich mit Blockchain auf sich?

Die Blockchain ermöglicht mithilfe einer Datenbank Informationen fälschungssicher zu übermitteln und auszutauschen. Die Datenbank, welche auch als Hauptbuch oder verteiltes Register bezeichnet wird, kann von einer großen Anzahl an Teilnehmern gemeinsam genutzt, deren Transaktionen dort vollständig dokumentiert und abgespeichert werden. Bei jeder neuen Aktion entsteht ein neuer, einzigartiger Block. Deren Einzigartigkeit ist mit der eines Fingerabdrucks vergleichbar – nur digital. Dieser wird auch Hash genannt. Jeder einzelne Block beinhaltet den Hashwert und somit den codierten Inhalt des vorigen Blocks. Alle Blöcke sind, wie der Name Blockchain (engl. „chain“ = Kette) schon impliziert, miteinander verkettet und bei jedem neuen Beitritt übernimmt der Teilnehmer eine vollständige Kopie der Blockchain.

Kryptowährungen wie Bitcoin oder Etherium sind die wohl bekanntesten konkreten Anwendungen von Blockchain und waren Antrieb hinter der Entstehung des technischen Modells. Für digitale Währungen dient Blockchain nämlich als ein dezentrales Buchhaltungssystem, welches alle jemals getätigten Transaktionen abspeichert. Das Verzeichnis erweitert die Kette chronologisch und linear und ist für jeden Teilnehmer nachvollziehbar dokumentiert und festgehalten.

Cross-Industry-Innovation: Blockchain als unterstützendes Tool für die Wirtschaft

Die Eigenschaften der Blockchain-Technologie finden in der Wirtschaft branchenübergreifend Anwendung und bringen unterschiedliche Vorteile mit sich:

  • Automotive / Mobility: Nachverfolgung komplexer Wertschöpfungs- bzw. Lieferketten, fälschungssichere Speicherung von Fahrzeugdaten
  • Cybersecurity: Vorbeugung von Datenmanipulation und -verlusten, schnellere und sicherere Verifizierung und Identifizierung von Personen und Dokumenten
  • eCommerce: Maßnahmen gegen Produktpiraterie und Betrug, Rückverfolgung von Produktions- und Lieferketten
  • Energy & Smart City: Prozessoptimierung, verbesserte Plattformorganisation, Effizienzsteigerung durch automatisierten Datenaustausch
  • Fin- & Insurtech: Kostensenkung und Beschleunigung grenzüberschreitender Zahlungen, effizientere Abwicklung von komplexen Schadensfällen
  • FoodTech & Sustainability: Macht Lieferketten rückverfolgbar, stärkt die Transparenz in der Logistik oder im Bereich der Erzeuger – Stichwort: Fair Trade
  • Health, MedTech & Life Sciences: Sichere Speicherung komplexer Unterlagen möglich (z.B. medizinische Befunde, Krankheitsverläufe), Zugriff auf sensible Daten auf definierte Gruppen einschränkbar
  • IoT & Industrie 4.0: Schutz sensibler und großer Datenmengen, effiziente Auswertung von Daten zur Prozessoptimierung
  • PropTech: Schnellere und kostengünstigere Grundstücksübertragungen, sichere Speicherung jeglicher Vermögensgegenstände sowie Daten aus Grundbüchern, Liegenschaftsverzeichnissen etc. möglich

Wie bayerische Unternehmen Blockchain bereits nutzen

Die BMW Group verschafft sich jede Menge Vorteile durch Blockchain. Abläufe wie Lieferungen, Einkäufe, Überweisungen, aber auch Wiederverkäufe von Gebrauchtwagen werden dementsprechend transparent für Erzeuger, Händler sowie Kunden. Alleinig die Lieferketten in der Automobilindustrie sind meist hoch komplex. Durch die mögliche Rückverfolgung aller Prozesse können hier Bauteile, Rohstoffe u. v. m. genau getrackt und zudem Ineffizienzen, Regelverstöße und versuchte Manipulationen ausgemerzt und in Zukunft verhindert werden.

Weiterhin nutzt der Technologiekonzern Siemens die Blockchain im Supply-Chain-Management (SCM) – das Tool-Management, welches weltweit bei der Wiederinstandsetzung von Kraftwerken dient. Hier wird ein breites Spektrum an Werkzeugen und Geräten eingesetzt, welche mittels eines Frachtcontainers an den jeweiligen Einsatzort geschickt werden. Nach der Wartung des Kraftwerkes wird der Container wieder zurückgesendet. Mithilfe des digitalisierten Prozesses kann nun nachvollzogen werden, wo sich welches Werkzeug genau befindet und in welchem Zustand es ist. Bei Projekten mit vielen verschiedenen Geschäftspartnern konnte Siemens bereits die Administrationskosten senken, da alle wichtigen Dokumente durch Blockchain nun digital gespeichert und durch alle involvierten Akteure abgerufen werden können.

Auch auf dem Strommarkt schafft Siemens mittels Blockchain-Technologie neue Entwicklungen. So entwickelte der Konzern zusammen mit Projektpartnern wie dem Fraunhofer Institut, dem Allgäuer Überlandwerk sowie der Hochschule Kempten die Handelsplattform Pebbles, auf der private Stromproduzenten ihren Strom unmittelbar an lokale Verbraucher verkaufen können – und das alles mittels einer App und ganz ohne Umwege über einen Drittanbieter. Die direkte Transaktion soll dabei vor allem mehr Vertrauen und Transparenz zwischen den Vertragspartnern schaffen.

Der Versicherungsriese Allianz ist bereits seit 2017 mit dem Blockchain-Terrain vertraut. Mithilfe eines Blockchain-Systems soll international agierenden Unternehmen die Auswahl und das Handling einzelner Versicherungen sowie die Abwicklung in Schadensfällen vereinfacht werden. Die digitale Software-Lösung dient dabei als zentrale Schnittstelle zwischen weltweiten Niederlassungen des Versicherungsnehmers und lokal ansässigen Büros von Allianz. Durch die Vernetzung mithilfe von Blockchain ist eine schnelle und effiziente Geltendmachung von Schadensersatzansprüchen möglich. Zudem arbeitet der Konzern an der Entwicklung eines eigenen Blockchain-Ökosystems, welches transparente Transaktionen ermöglichen und vor allem den Vorgang von grenzüberschreitenden Zahlungen für Firmenkunden beschleunigen soll.

Freistaat Bayern setzt auf Blockchain-Strategie

Auch der Freistaat Bayern setzt auf Blockchain und legt dabei den Fokus besonders darauf, Erfahrungswerte durch die praktische Umsetzung und Anwendung zu sammeln. Die Schwerpunkte des Bayerischen Staatsministeriums für Digitales liegen hier auf folgenden Initiativen:

  • Bayern.Block
  • Bayern.Chain
  • Bayern.Trust

Bei Bayern.Block geht es zunächst darum, den Freistaat als international führenden Blockchain-Standort zu etablieren. Dabei soll eine Kontaktstelle geschaffen werden, die den Austausch zwischen Community, Wirtschaft und Wissenschaft sowie Verwaltung fördert und so die Blockchain-Kompetenzen des Freistaats stärken und international sichtbar machen soll. 

Die Bayern.Chain soll mit konkreten Anwendungen und gezielter Umsetzungsorientierung eigene Kompetenzen aufbauen und entwickeln. So soll sich hier beispielsweise genauer mit Themen der Validierung und dem rechtssicheren Umgang mit digitalen Dokumenten beschäftigt werden. Neben einem Blockchain-basiertem Dokumentengültigkeitsregister, Transaktionsspeicher und Tools für das Identitätsmanagement soll der Einsatz auch im Steuerwesen Einzug erhalten.

Bayern.Trust bezieht sich schließlich auf die BürgerInnen Bayerns und beschäftigt sich damit, ihnen die nötigen Informationen für den Umgang mit der Blockchain-Technologie darzulegen. Ziel hierbei ist es, auf lange Sicht Fachkräfte auszubilden, Informationsplattformen zu kreieren sowie Informatik-Lehrpläne entsprechend zu gestalten, um den Anwendern umfassendes Verständnis für die Nutzungsmöglichkeiten der Blockchain-Technologie zu vermitteln.

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