Kreativwirtschaft 30.11.2016

Think global, sing local - Neue Bayerische Musikszene von Blasmusik, Indie-Elektropop bis Punk

Wer an bayerische Kultur denkt, hat oftmals das gemütliche Bierbank-Schunkeln zu traditionell bayerischer Blasmusik vor Augen. Dabei hat gerade die Musikszene des Freistaates weit mehr zu bieten als nur Jodeln und Schuhplattler – von HipHop über elektronische Beats bis hin zu Indie-Bands ist die Szene über die Grenzen des Bundeslandes hinaus erfolgreich.

Das erfolgreiche Bands aus Bayern deutsche Charts erobern, ist seit den Sportfreunden Stiller oder den Hip-Hoppern von Blumentopf kein Geheimnis mehr, auch wenn letztere sich mittlerweile aufgelöst haben - natürlich nicht, ohne ein ausverkauftes Abschiedskonzert in ihrer Heimat zu geben. Aktuelle Beispiele sind beispielsweise die Indie-Band Kytes, die gerade auf der Erfolgswelle reiten und uns in diesem Jahr sogar auf die SWSW nach Austin begleitet haben, der Singer und Songwriter Jesper Munk oder der Rapper Fatoni, der sich nach der Auflösung der Band Creme Fresh auf seine Solo-Karriere konzentriert. 

Sogar bis nach Hamburg haben es die bayerischen Interpreten bereits geschafft. Auf dem Reeperbahn-Festival waren in diesem Jahr unter anderem die bereits erwähnten Kytes, Nalan 381 oder William's Orbit aus Bayern vertreten. Eines der Highlights an der Nordsee in diesem Jahr war wohl auch die Punk-Band Friends of Gas, die einmal mehr beweist, welche unerwarteten Sounds Bayern zu bieten hat.
 

Die 2012 gegründete fünfköpfige Elektropop-Band Claire aus der Isarvorstadt hat es 2014 auch schon auf die Digitalkonferenz SXSW in Austin geschafft. Während einer eher abenteuerlichen letzten Tour durch UK stand die Band kurz vor dem Existenz-Aus, da der Bandbus samt dem kompletten Equipment gestohlen wurde. Ein glückliches Ende gab es kurze Zeit später, als in der litauischen Provinzstadt Raseiniai das Diebesgut wiedergefunden wurde. Das Erlebte hat das Quintett in der letzten EP und einem vierteiligen Kurzfilm verarbeitet und kurzerhand "Raseiniai" genannt.  

 

Natürlich muss man nicht bis in den hohen Norden reisen, sondern kann die bayerischen Newcomer und die etablierten Lokalmatadoren auch direkt vor Ort kennenlernen. So beispielsweise in Regensburg, wo Achim Schneemann, besser bekannt als Maniac mit seiner Band Demograffics erst im Oktober ein Hip-Hop-Open-Air veranstaltete, bei dem sich alles versammelte, was in der Szene Rang und Namen hat - darunter auch Roger&Schu, die Blumentopf-Fans bestens bekannt sein dürften. Regensburg ist darüber hinaus Schauplatz einer ungewöhnlichen Formation - zum regelmäßigen Stammtisch kommen hier Hip-Hopper mit Punkbands und Singer-Songwritern in Kontakt. 
 

 

Im Übrigen hat es mittlerweile auch die Volksmusik geschafft, ihr angestaubtes Image aufzupolieren. Das verdankt sie nicht zuletzt Bands wie LaBrassBanda vom Chiemsee, den CubaBoarischen aus Oberbayern oder Kofelgschroa aus Oberammergau, die mit ihrer Neuen Volksmusik althergebrachte Traditionen um neue Einflüsse erweitern. Alle Musikrichtungen finden ihren Platz in Bayern - so kommen natürlich auch Fans elektronischer Musik auf ihre Kosten. Wussten Sie beispielsweise, dass einer der Pioniere der elektronischen Klänge - Harald Bode - zeitweise in Neubeuern lebte und das Gehör seiner Nachbarn mit den neuartigen Klängen "strapazierte"?

Vor allem im Sommer bieten die zahlreichen Freiluft-Locations in Bayern zudem die optimale Gelegenheit, den Sommer und die Musik zu feiern - zum Beispiel beim BurningBeach am Brombachsee oder auf der Brass Wiesn in Eching.