Standortfaktoren 06.07.2015

Technologiecampi: Leuchttürme der Forschung im ländlichen Raum

Mit einem neuen Campusgebäude wurde im Frühjahr 2015 der “kunststoffcampus bayern“ im mittelfränkischen Weißenburg offiziell eröffnet. Der neue Campus ist mit seiner technologischen Ausrichtung einer von acht Hightech-Zentren der Technischen Hochschule Deggendorf im ländlichen Bayern.

Der Kunststoffcampus in Weißenburg ist aus einer Kooperation der Hochschule für angewandte Wissenschaften Ansbach und der TH Deggendorf entstanden. Er ist ein weiterer Schritt auf dem Weg, fachliche Expertise abseits der bayerischen Verdichtungsräume zu verankern. Dies ist für Weißenburg besonders wichtig, denn die Kleinstadt liegt zwar in der geografischen Mitte Bayerns, an eine Wirtschaftskraft wie in den Ballungsgebieten Ingolstadt, Nürnberg oder München ist hier allerdings bisher nicht zu denken. Für Bayern wird es jedoch immer wichtiger, sich auch in den ländlichen Regionen in den Bereichen Forschung und Technologie gut aufzustellen, denn viele erfolgreiche Unternehmen im Freistaat sitzen abseits der größeren Ballungsräume.

Kunststoffindustrie – wichtiger Schwerpunkt der Region


Das moderne Technologie- und Studienzentrum konzentriert sich auf die Kunststoffindustrie. Sie bildet einen wirtschaftlichen Schwerpunkt der Region und benötigt gezielt ausgebildete Fachkräfte. Dieser Nachwuchs findet mit den berufsbegleitenden Studiengängen „Angewandte Kunststofftechnik“ und „Strategisches kundenorientiertes Management“ zwei Studiengänge vor Ort, die auf die wirtschaftlichen Schwerpunkte der Region abgestimmt sind. Betreut wird das Programm von zehn Lehrkräften.

Der Austausch zwischen Unternehmen und Hochschule wird dabei besonders groß geschrieben. Für Prof. Peter Sperber, Präsident der Technischen Hochschule Deggendorf, ist vor allem der Praxisbezug ein entscheidender Vorteil, von dem auch die Unternehmen profitieren: „Diese haben einen direkten Zugriff auf die Labor- und Forschungskapazitäten der THD und Kontakt zu den Studierenden im Praktikum und im Abschlusssemester.“ Außerdem ist die Hochschule am regionalen Kunststoffnetzwerk „k-messwerk“ aktiv beteiligt. Neben der Lehre soll beim Kunststoffcampus auch die Forschung nicht zu kurz kommen: In Weißenburg wird in Zukunft in Abstimmung mit der Industrie zu Materialien und Verfahren im Bereich der Kunststoffverarbeitung geforscht.

Expertise und Kompetenz vor Ort

Das Konzept, spezialisierte Bildungseinrichtungen in geographischer Nähe zu speziellen Wirtschaftszweigen zu platzieren, ist nicht neu. Die TH Deggendorf hat es sich als staatliche Hochschule mit den Schwerpunkten Technik, Wirtschaft und Medien schon seit einigen Jahren zum Ziel gesetzt, mit Außenstellen im ländlichen Raum regional wichtige Standorte zu unterstützen. Damit war eine Idee geboren, aus der das Konzept der Technologiecampi entstand. Erste Außenstellen wurden in Freyung und Teisnach im Bayerischen Wald eröffnet. Es folgten das Technologie-Anwender-Zentrum in Spiegelau, der Mechatronik-Campus in Cham und ein Campus in Grafenau mit den Schwerpunkten Datenanalytik, Einkauf und Supply Chain Management.

Der nun eröffnete Kunststoffcampus Bayern in Weißenburg ist inzwischen die achte Außenstelle, die seit 2009 gegründet wurde. Das Konzept hat sich bewährt. Es leistet einen entscheidenden Beitrag für die wirtschaftliche Entwicklung des ländlichen Raums und bietet auch ausländischen Unternehmen, die sich in Bayern ansiedeln in den Bereichen Forschung, Entwicklung, Technologietransfer, aber auch bei der Verfügbarkeit hochqualifizierten Personals entscheidende Wettbewerbsvorteile. Hochschulpräsident Peter Sperber hat keine Zweifel, dass die jüngste Außenstelle in Weißenburg für die Region Vorteile bieten wird: „Ich bin überzeugt, dass sich der ‚kunststoffcampus bayern‘ schon bald zu einem bedeutenden Campus entwickelt. Die Weichen dafür sind gestellt.“

Ein Video von der Einweihung des Kunststoffcampus gibt es hier zu sehen.