Bevölkerungszuwachs 25.05.2021

Smart Cities in Bayern – Städteplanung mit Blick Richtung Zukunft

Im Rahmen der Digitalisierung ändern sich nicht nur Abläufe im Alltag von einzelnen Personen und Unternehmen – gesamte Städte passen sich Innovationen an und verstärken die Vernetzung. Das Konzept des Smart Homes konnte sich bereits erfolgreich durchsetzen. Nun arbeiten bayerische Unternehmen, Initiativen und Netzwerke Hand in Hand mit dem Freistaat Bayern an der Entwicklung von Lösungen für die smarte Städte und Regionen der Zukunft.

Was Smart Cities auszeichnet


Das stetig wachsende Bestreben nach digitaler Vernetzung expandiert in immer größerem Maßstab. So ergreift die Digitalisierung zunehmend die Städteplanung mit Entwicklungskonzepten, die vor allem auf folgende Aspekte abzielen:

  • Erhöhung der Effizienz
  • effektive Nutzung moderner Technologien
  • größere Umweltfreundlichkeit
  • soziale Inklusion
  • verbesserte Mobilität


Ein starker Fokus liegt dabei auf der Steigerung der Lebensqualität in den Städten. Konzepte der städtischen Mobilität ermöglichen verkehrsfreie Innenstädte, die durch ein flächendeckendes Smart Air Quality Monitoring eine bessere Luftqualität aufweisen, während nachts dank Smart Street Lighting die Straßenbeleuchtung intelligent gesteuert wird. Auch Themen wie Nachhaltig, Kreislauf- und Abfallwirtschaft werden berücksichtigt. Smart Cities zeichnen sich durch eine Verknüpfung unterschiedlicher Konzepte und Technologien aus. Die Sammlung sowie Auswertung von Daten spielt dabei eine primäre Rolle.


Erstes Modellprojekt „Smart Cities – Smart Regions“ in Bayern


Die Vorteile der intelligenten Städte sind vielseitig und die digitale Komponente der modernen Urbanisierung scheint immer stärker hervor. Diese Verwandlung ist kein passiver Prozess, sondern muss aktiv von Planungsverbändern durchgeführt werden, weshalb das Bayerische Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr das „Smart Cities – Smart Regions“-Projekt ins Leben gerufen hat. Ausgewählte Kommunen Bayerns erarbeiten unter wissenschaftlicher Begleitung und finanzieller Unterstützung durch das Bauministerium eine individuelle Strategie zur Digitalisierung mit räumlichem Bezug zur Region. Diese integrierten digitalen Entwicklungskonzepte (IDEK) zielen auf eine effektive Nutzung der Potentiale der Digitalisierung, besonders im Kontext von Themenfeldern wie:

  • städtebauliche Entwicklung
  • Stadterneuerung
  • Mobilität
  • Infrastruktur
  • Energie
  • Partizipation


Ein Schwerpunkt liegt auf den Bereichen des weiteren Städtebaus und der städtischen Mobilität. Im Rahmen des Projekts stehen Ziele wie eine bessere Vernetzung innerhalb der Verwaltung. Denn dank eines ausgebauten Netzes für Informationen und Daten können Kommunen Verwaltungsprozesse effizienter gestalten, um Zeit und Geld zu sparen. Zudem erhöht die digitale Einbindung der Bürgerinnen und Bürger die Attraktivität und Lebensqualität einer Kommune durch eine spürbare digitale Integration einzelner Personen in das Städtegeschehen.


Insgesamt sind 36 Bewerbungen bei der Staatsregierung eingegangen. Davon profitieren nun zwölf Teilnehmer vom Modellprojekt:

  • Sechs interkommunale Kooperationen: Deggendorf, Füssen, Hofheim, Ismaning, Marktleuthen und Spiegelau
  • Sechs Einzelkommunen: Neu-Ulm, Neunburg vorm Wald, Rosenheim, München, Nürnberg und Regensburg


Die bei Touristen beliebte Stadt Füssen arbeitet bereits an der Entwicklung einer digitalen Verkehrssteuerung, wie der Digitalisierung von Ampelanlagen und digitalen Parkleitsystemen. Die Erfassung von Produkten und Dienstleistungen ermöglicht eine digitale Präsentation der Angebote und effektive Steuerung der Nachfrage. Die Bürger der Region profitieren von erhöhten digitalen Kompetenzen von Bildungseinrichtungen wie Kitas, Schulen und Bibliotheken. Hier bestehet bereits das Konzept einer ‚Open Library‘, die 20 Stunden täglich für Bewohner zugänglich ist.


Smartes Fichtelgebirge – Nachhaltigkeit dank digitaler Lösungen


Im Rahmen des bundesweiten Förderprogramms „Smart Cities made in Germany“ konnte das Fichtelgebirge in der Oberpfalz bereits konkrete Konzepte für ein „Smartes Fichtelgebirge“ ausarbeiten. Die erste Phase ist eine Strategiephase, die für den Zeitraum von 2019 bis 2021 erste Pilotprojekte erarbeitete. In der folgenden Umsetzungsphase sollen diese Projekte bis 2027 konkret implementiert werden. Das Ziel ist es, den Landkreis nachhaltig zu entwickeln und als Vorbild für weitere Regionen zu dienen. Nach einem Kreisentwicklungskonzept mit integrierter Digitalstrategie stehen die folgenden Handlungsfelder im Fokus:

  • Wirtschaft
  • Mobilität
  • Infrastruktur
  • Tourismus & Kultur
  • Gesundheit
  • Imagebildung
  • Ehrenamt
  • Natur & Landwirtschaft
  • Bildung
  • Energie & Klimaschutz
  • Verwaltung
  • Soziales


Besonders ist hier die Beteiligung von Bürgern, des Landkreises und Stakeholdern, die unter anderem auf einer gemeinsamen Beteiligungsplattform die Kernherausforderungen in der Region des Fichtelgebirges ausgearbeitet haben. In einem darauffolgenden Expertenworkshop wurden diese diskutiert und zahlreiche Lösungsansätze bereits formuliert. Maßnahmen in den genannten Themenschwerpunkten wurden getestet und evaluiert, sodass 40 ausgewählte Ideen als Papier Prototyp visualisiert wurden. Die konkrete Umsetzung der Konzepte erfolgt in den folgenden Jahren der zweiten Projektphase.


Urban Air Mobility Initiative in der Region Ingolstadt


Mobilität gilt als eines der zentralen Elemente der Smart City. Um die städtische Mobilität der Zukunft erforschen und unter realen Bedingungen erproben zu können, wurde in der Region Ingolstadt die Initiative Urban Air Mobility (UAM) ins Leben gerufen. Ziel des von der Europäischen Kommission geförderten Projekts ist die Evaluierung des Einsatzes von unterschiedlichsten Fluggeräten im urbanen Raum und angrenzenden Regionen. Mithilfe praktischer Studien und in Kooperation mit der Bevölkerung sowie lokalen Akteuren aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik werden Themenfelder wie Sicherheit, Lärm, Effektivität und Wirtschaftlichkeit unter realen Bedingungen erforscht. Neben der Stadt Ingolstadt und weiteren Landkreisen beteiligen sich mehr als 50 Projekt-Partner an der Initiative, unter anderem:

  • Airbus 
  • Audi
  • Das Cluster bavAIRia
  • Bayern Innovativ
  • Das digitale Gründerzentrum brik
  • Lilium
  • Munich Airport
  • Quantum Systems
  • Technische Hochschule Ingolstadt
  • Diverse Landes- und Bundesministerien


Netzwerke und Initiativen bringen Smart Cities in Bayern voran


Nicht nur die Städteplanung ist an innovativen Lösungen für moderne Städte interessiert. Ebenso setzen sich immer mehr Netzwerke für eine zukunftsorientierte Modernisierung bayerischer Kommunen ein.
 

Als Kollaboration zwischen dem Zentrum für Innovation und Gründung der Technischen Universität München (TUM), der UnternehmerTUM, und der Landeshauptstadt München dient der Munich Urban Colab der Entwicklung innovativer Konzepte. Branchenübergreifend und interdisziplinär arbeiten Start-ups, Wirtschaft, Wissenschaft und die Bürgerinnen und Bürger Münchens an der Entwicklung innovativer Lösungen – unter anderem im Bereich Smart City.

Die Themenplattform „Smart Regions Bayern“ von Bayern Innovativ wirkt als Projektatlas bereits bestehender Modellregionen. Im Fokus steht die Kooperation mit Stadt- und Regionalentwicklungsexperten, Wirtschaftsförderern, lokalen/regionalen Akteuren in Unternehmen, Bürgervertretungen und der Politik. Ziel ist die Ausarbeitung erfolgreicher Konzepte für Städte, Kommunen, Landkreise oder ganze Regionen. Zudem bietet sich die Plattform als Kommunikationsmedium der Teilnehmer des bereits erwähnten Smart Regions-Netzwerks Bayern an.
 

Auch auf internationaler Ebene tragen Kooperationen mit Blick auf die Mobilität der Zukunft in Bayern Früchte. Das Innovation Centre Denmark in München vernetzt dänische und bayerische innovative Start-ups mit etablierten Akteuren der Wissenschaft und Industrie, um Emissionen im Zeichen der Green Mobility zu reduzieren.
 

Der Clean Tech Innovation Park in Bamberg widmet sich als ein Zentrum innovativer Technologien besonders der Nachhaltigkeit. Das ehemalige Industriewerk des französischen Reifenherstellers Michelin soll in Zukunft unter anderem der Erforschung neuer Urban Mobility Innovationen dienen.


Start-ups als wichtiger Bestandteil bei der Entwicklung intelligenter Städte


Neben Netzwerken beteiligen sich verstärkt Start-ups und innovative Betriebe an der Entwicklung hin zu Smart Cities in Bayern. Bei den regionalen Akteuren ist ein starker Fokus auf Urban Mobility spürbar, doch auch andere Bereiche werden abgedeckt:


Sono Motors aus München arbeitet an smarten Elektroautos und -bussen, die mit Solarzellen angetrieben werden. Die sich selbst ladenden Fahrzeuge sind somit umweltschonender und nicht von Tankstellen abhängig.


Lilium ist ein vielversprechendes Konzept in stetiger Entwicklung, das die urbane Mobilität der Zukunft ausgiebig verändern könnte. Das Start-up überzeugte bereits mehrere Investoren mit seinem Elektro-Jet, der mit sieben Sitzen zum Taxi-Preis Personen befördern soll. Als Senkrechtstarter entgeht das Flugzeug Verkehrsstaus und Problemen bei der Parkplatzsuche.


Ähnlich baut Emqopter aus Würzburg auf den Luftraum, doch fokussiert sich nicht auf Personen, sondern den Warentransport. Innerhalb von Städten sollen intelligente Drohnen Lieferungen von bis zu zwei Kilogramm tätigen. Der vollkommen autonome Dienst würde somit den innerstädtischen Lieferverkehr entlasten.


Die [ui!] Unternehmensgruppe ist global aktiv und hat eine Niederlassung in München. Mit einem klaren Blick auf die aktive digitale Transformation von Städten stehen besonders die Softwareentwicklung, Infrastrukturen der Städte und nachhaltige urbane Mobilitätskonzepte auf der Agenda. Die Gruppe unterstützt Städte, Gemeinden und Landkreise auf dem Weg zur Smart City / Smart Region. So ist [ui] unter anderem an der Entwicklung eines integrierten Mobilitätskonzepts für die bayerische Region Allgäu beteiligt. Das Projekt wird vom Freistaat Bayern gefördert.


IAA in München als branchenübergreifende Plattform für urbane Mobilität


Die Bemühungen zu einer nachhaltigen Transformation von Städten und Regionen sind im gesamten Freistaat sichtbar. Immer deutlicher ist zu sehen, dass technologische Neuheiten nicht an den Städten vorbeiziehen – im Gegenteil, viele Kommunen Bayerns setzen sich bereits aktiv für die Entwicklung zu einer Smart City ein. So entwickelte sich die weltgrößte Automobilausstellung IAA von einer reinen Automobilmesse zu einer branchenübergreifenden Plattform für urbane Mobilität. Auf der dezentralen Messe in München sollen innovative Verkehrskonzepte in großem Maßstab zur Zukunft der Smart Cities in Bayern beitragen.

Ähnliche Bestreben spiegeln sich auch in der Städteplanung der USA wider. Beim diesjährigen Maifest 2021, welches von der bayerischen Repräsentanz in San Francisco veranstaltet wird, stehen die Themen der erneuerbaren Energien und des nachhaltigen Lebens im Mittelpunkt. Junge Unternehmen sowie Experten aus Wissenschaft und Wirtschaft aus Bayern und der USA sind herzlich zur digitalen Konferenz am 27. Mai 2021 eingeladen, um sich über zukunftsträchtige Konzepte auszutauschen.