München 29.08.2017

Servus in BAYern, willkommen in der deutschen BAY-Area!

Wenn alte Hasen aus dem Nähkästchen plaudern, dann ist das meistens überaus interessant. 1982 startete Electronic Arts. Heute ist EA Games ein weltweit operierender Hersteller und Publisher von Computer- und Videospielen und hält in Nordamerika sowie in Europa einen Marktanteil von 25 Prozent. Einer der Mitbegründer war Jeff Burton, der inzwischen so etwas wie ein Gründungs-Guru ist und den ich kürzlich bei einer Diskussionsrunde kennenlernen durfte.

Medialer Markteintritt – gestern und heute


Dort gewährte er Einblicke in die Anfangstage von Electronic Arts. Der Hauptmarketingkanal war damals Print. Zum Launch des Unternehmens wurden gerade mal zwei Anzeigen gebucht, eine in einem Special-Interest-Magazin, um die Nerds zu erreichen, und eine in einer Publikation mit einer hohen Reichweite, um die neue Softwareschmiede überhaupt erst einmal bekannt zu machen.
Würde das Unternehmen heute auf den Markt gehen, dann sähen die gewählten Instrumente sicher ganz anders aus. Die digitale Transformation schreitet immer mehr voran und mit ihr haben sich die möglichen Marketingkanäle vervielfacht. 

In einer kürzlich veröffentlichen Studie mit dem Titel Digital Reputation Insight gaben 82 Prozent der Befragten an, dass das Internet beim Aufbau eines Markenimages eine überaus wichtige Rolle spielt. Im gleichen Zuge kristallisiert sich heraus, dass viele Manager die Kontrolle über die eigene Marke im Internet überschätzen und selten eine Technologie verwenden, um Äußerungen in Social Media Kanälen zu überprüfen. Für die Untersuchung waren Manager über einen Monat lang dazu aufgerufen, ihre Erfahrungen und Einschätzungen in Bezug auf Markenreputation mitzuteilen. Durchgeführt wurde die Analyse übrigens von SentiOne. Die Ergebnisse dürften dem Unternehmen durchaus zupasskommen, schließlich war die Präsentation der Studie gleichzeitig der Auftakt für den Eintritt in den deutschen Markt.

 

Medienbeobachtung im Internet: Social Listening


SentiOne stammt ursprünglich aus Polen. Das Social Listening Tool ermöglicht es Unternehmen und deren Agenturen, Kundenkommunikation in über 25 Sprachen zu beobachten, zu analysieren und darauf zu reagieren.

Die Anfänge von SentiOne reichen ins Jahr 2011 zurück, als Bartosz Baziński und Michał Brzezicki an der technischen Universität in Danzig über ihrer Abschlussarbeit brüteten und einen Algorithmus entwickelten, der die Grundstimmung eines Posts oder Tweets erkennen und in „positiv“, „negativ“ und „neutral“ einteilen sollte. Als die beiden das Potenzial erkannten, war die Idee einer eignen Firma geboren und mit Kamil Bargiel ein dritter Mitstreiter, der sich mehr um Marketing und Vertrieb kümmerte, gefunden. Was das Unternehmen heute im Vergleich zu seinen Mitbewerbern auszeichnet, ist, dass dieses Social Media Monitoring inzwischen für über 25 Sprachen funktioniert. Letztes Jahr konnte das Unternehmen mit Venture TFI und Trigon TFI Group neue Investoren überzeugen und zusätzliche Mittel in Höhe von 3,5 Millionen USD generieren, die vor allem der Internationalisierung des Unternehmens zu Gute kommen sollten und erfreulicherweise auch den Freistaat Bayern mit einer ausländischen Neuansiedlung bereichern.

 

Über Berlin nach München


Zunächst war der Blick des Unternehmens stark auf Berlin ausgerichtet und die GmbH dort schnell gegründet. Aus polnischer Sicht ist der Weg in die deutsche Hauptstadt schon aufgrund der geografischen Lage durchaus naheliegend und auch der Ruf als Start-up Metropole eilt voraus. Marek Cynowski, Country Manager DACH bei SentiOne, dürfte sich zunächst ebenfalls über den Standort Berlin gefreut haben, schließlich liegt er nur einen Katzensprung von seiner Heimatstadt Stettin entfernt. Bei näherer Analyse des Marktes kam er jedoch zu dem Ergebnis, dass Bayern der bessere Standort für das Unternehmen ist. Zu viele potenzielle Kunden sind im Freistaat anzutreffen – mehr noch als in und um Berlin. 

Der Weg von SentiOne bestätigt, was in letzter Zeit auch immer häufiger in der Presse zu lesen ist (Das Handelsblatt widmete eine ganze redaktionelle Wochenendbeilage dem „Planeten München“, der aufgrund der Innovationskraft als die deutsche „Bay-Area“ betitelt wurde): Wer Business machen oder Innovationen vorantreiben möchte, dem bleibt nur der Weg in Deutschlands Süden.

Über das Programm des ursprünglich aus Slowenien stammenden Accelerators ABC Venture Gate  kam SentiOne nach München. Neben modernen Büros bietet ABC Venture Gate unter anderem auch Zugang zu einem Netzwerk an führenden Industriepartnern wie IBM, BMW, Cisco und Micrcosoft sowie interne Coachingmöglichkeiten an. Kürzlich ist  das Team von SentiOne, das inzwischen aus 4 Mitarbeitern besteht, in ein eigenes Büro umgezogen. Zunächst zur Zwischenmiete bei einer Agentur in der Parkstadt Schwabing und in einem nächsten Schritt – wenn die endgültige Größe des Teams feststeht – in eigene Räumlichkeiten.

Bei ABC Venture Gate fand auch die Vorstellung der oben angesprochenen Digital Reputation Insight Studie und  eine anschließende Panel Discussion statt, an der auch ich teilnehmen durfte. Gemeinsam mit Thomas P. Offner (Senior Manager/ Prokurist bei PwC), Jeff Burton (Co-Founder von EA Games), Luka Planinć (Managing Director ABC Venture Gates) und Kamil Bargiel (CEO von SentiOne) diskutierten wir über die digitale Transformation und digitale Reputation.

 

Kamil Bargiel (CEO von SentiOne), Luka Planinć (Managing Director ABC Venture Gates), meine Wenigkeit, Thomas P. Offner (Senior Manager/ Prokurist bei PwC) und Jeff Burton (Co-Founder von EA Games)


Während unserer munteren Runde kamen wir auch darauf zu sprechen, warum das Sillicon Valley so viele Start-ups hervorgebracht hat. Animiert durch den oben erwähnten Artikel im Handelsblatt, der Bayern ja als die deutsche „Bay-Area“ betitelte, fragte ich Jeff Burton, was denn in seinen Augen den Start-up Standort Bayern ausmacht. Als erstes kam er auf besonders gut ausgebildete Köpfe zu sprechen und hob besonders die Absolventen des Center for Digital Technology and Management (CDTM) hervor. Das gemeinsames Forschungs- und Lehrinstitut der Technischen Universität München (TUM) und der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) bietet im Rahmen des Elitenetzwerks Bayern den Elitestudiengang Technology Management an. Außerdem sprach er den Start-ups hier aufgrund der Wirtschaftskraft die größte Zukunftschance zu.


Und ich muss ein weiteres Mal sagen: Wenn alte Hasen aus dem Nähkästchen plaudern, dann ist das meistens überaus interessant. Ich hätte es als gebürtige Bayerin nicht besser auf den Punkt bringen können!

PS: Wer zunächst einmal sehen möchte, wie das Social Listening Tool Social Media beobachtet, kann dies anhand der bevorstehenden Bundestagswahl tun. In seinem Blog informiert SentiOne wöchentlich, wie das Netz über die anstehende Bundestagswahl 2017 spricht.