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Kunst im öffentlichen Raum: Street Art in Bayern
Das Street Art mehr als nur die Verunstaltung von Fassaden bedeutet, ist spätestens seit dem Erfolg des britischen Künstlers Banksy vielen klar. Gerade im Vergleich zu illegalen Graffitis, deren Schriftzüge Hausbesitzer wenig erfreuen, verschönert Street Art mit ihren Zeichnungen die Stadtfassaden und lädt zum Verweilen und Betrachten ein.
Kontraste: Street Art und Landwirtschaft
Dass Street Art nicht nur auf die Großstadt beschränkt ist, zeigt die bayerische Landwirtschaft. So führte die Bayerische Milchwirtschaft im Jahr 2014 einen Wettbewerb durch, in dessen Rahmen insgesamt sieben bayerische Bauernhöfe künstlerisch neu gestaltet wurden. Die Landesvereinigung schrieb den Contest gemeinsam mit dem Augsburger Graffiti-Verein „Die Bunten“ aus, um auf diese unkonventionelle Weise die Auseinandersetzung mit dem Thema Milch zu fördern. Insgesamt bewarben sich mehr als 40 Landwirte mit ihren freien Flächen und der Augsburger Verein startete einen deutschlandweiten Künstleraufruf. Am Ende wählte eine Expertenjury aus den Einsendungen sieben Künstler aus, die sieben Höfe in Bayern verschönern durften – einen in jedem Regierungsbezirk. Die Arbeiten der Künstler lassen sich auch auf YouTube bewundern. So durften sich Künstler wie der in München ansässige Loomit, Codeak aus Schwaben oder als einzige Frau auch Nea aus Unterfranken auf den Wänden und Silos der Höfe verewigen.
Stadt München beschreitet offizielle Wege
Noch einen Schritt weiter geht die Verwaltung der bayerischen Landeshauptstadt, die als erste Stadt in Deutschland einen Sachbearbeiter für den Bereich Street Art/Graffiti eingestellt hat. Und dessen Aufgabe ist entgegen der landläufigen Meinung nicht die Beseitigung oder Verhinderung lästiger Fassadenschmierereien. Ganz im Gegenteil: Hauptaufgabe von David Kammerer ist die Suche und Akquise neuer Flächen, an denen sich die Künstler ganz legal ausleben können. Auch die Vernetzung mit der Künstler-Szene ist München besonders wichtig. Und hier ist David Kammerer – oder Cemnoz, wie sein Künstlername lautet – genau der Richtige. Denn schon seit 1983 ist er als einer der ersten in der Münchener Sprayer-Szene unterwegs, studierte an der Münchener Kunstakademie und kennt seine Kollegen und deren Wünsche genau.
Mit dem neuen Sachbearbeiter setzt München eine lange Tradition fort. Denn was wenig bekannt ist: Die Ursprünge der deutschen Graffiti-Bewegung liegen in München. Schon zu Beginn der 1980er Jahre war hier eine große Zahl junger Sprayer aktiv, die sich an den Vorbildern der New Yorker Downtown-Szene orientierten. Dann allerdings gerieten diese Wurzeln etwas in Vergessenheit, auch wenn der damalige Oberbürgermeister Christian Ude schon 1993 sein persönliches Badezimmer von Loomit gestalten ließ. Mit der neu geschaffenen Stelle signalisiert die Stadt München: Wir sind bunt und schaffen öffentlichen Raum für Kreative.
Auf Entdeckungsreise gehen
Es liegt in der Natur der Sache, dass sich Street Art am besten auf individuellen Erkundungsgängen entdecken lässt. Hinweise, wo sich besonders hervorstechende Kunstwerke finden lassen, gibt es beispielsweise auf Facebook oder auch auf geführten Touren.
Darüber hinaus widmen sich auch mehrere Vereine der Förderung von Kunst im urbanen Raum, darunter die bereits genannten „Bunten“ in Augsburg oder „Positive Propaganda“ in München.