Global Player 03.09.2019

Herzogenaurach in Bayern: adidas feiert 70. Geburtstag

Am 18. August 1949 trug Adolf „Adi“ Dassler seine Firma offiziell ins Handelsregister ein. Ziemlich genau ein Jahr nachdem sein Bruder Rudolf Dassler Puma gegründet hatte. Streng genommen feiert der bayerische Sportartikelhersteller seinen Geburtstag also einige Tage zu früh. Ob zu früh oder nicht spielte am 9. August 2019 allerdings keine Rolle. Größen aus Sport und Gesellschaft gaben sich in Herzogenaurach die Klinke in die Hand und feierten gemeinsam mit über 5.000 Angestellten 70 Jahre Firmengeschichte.

Sport ist wichtig für adidas. Das wird auch klar, wenn man sich die adidas-Kleinstadt und den Campus ansieht, der vor den Toren Herzogenaurachs entstanden ist: Tennisplätze, Boulderwände, sogar ein eigenes Fußballstadion hat der bayerische Betrieb dort für seine Mitarbeiter bauen lassen. Etwa eine Milliarde Euro hat der Dax-Konzern in den vergangenen Jahren für seinen Campus in die Hand genommen, allein 350 Millionen Euro für das neue Hauptgebäude. Adidas zementiert damit die heimatlichen Wurzeln, die den Global Player bis heute an Herzogenaurach binden.


Seit 70 Jahren sitzt der Sportartikelhersteller hier und ist mittlerweile ein milliardenschwerer Konzern mit weltweit rund 57.000 Mitarbeitern und mehr als 900 Millionen verkauften Produkten pro Jahr. Der Konzern ist an der Börse über 50 Milliarden Euro wert. 


An ihrem runden Geburtstag hat die Firma mit den drei Streifen, die unter anderem den FC Bayern München sponsert, natürlich noch ein bisschen mehr zu bieten als sonst. Wer möchte, kann in einem Wellenbad surfen, mit Basketballprofis Körbe werfen oder einen Plausch mit Phillip Lahm halten. Wem all das zu wild ist, der kann sich auf das Riesenrad zurückziehen, das an diesem Tag das adidas Outlet überragt. Ein netter Nebeneffekt: Mitfahrer können geflissentlich auf den Konkurrenten Puma herabblicken. Der hat auch nach 70 Jahren nur wenige hundert Meter entfernt seinen Hauptsitz.


Adolf gegen Rudolf: Ein Brüderstreit schreibt Wirtschaftsgeschichte


Die Dasslers haben den Sport in Deutschland geprägt wie wenige andere. Sie wurden als Söhne eines Schuhmachers geboren und überlebten beide den ersten Weltkrieg. Gemeinsam begannen sie damals, Turnschuhe aus Leinen anzufertigen, die ein befreundeter Betrieb mit Stollen aus Metall ergänzte. Nachdem Rudi aus dem zweiten Weltkrieg zurückkehrte zerstritten sich die Brüder und man ging getrennte Wege: Rudi mit Puma, Adi mit adidas. Gerüchten zufolge sprachen die Brüder bis zu ihrem Tod kein Wort mehr miteinander. Bis heute sind allerdings beide Unternehmen im bayerischen Herzogenaurach ansässig und verwurzelt. Sowohl von Puma als auch von adidas befinden sich die Outlet Shops und Flagship Stores in fußläufiger Nähe zur jeweiligen Zentrale. So können auch Kunden ganz nah dran sein, wenn die Bayern wieder an neuen Schuhen sowie Sport- und Modetrends, etwa im FitTech-Bereich, basteln.  


Auf Familienfehde folgt Firmenfriede


Seit Anbeginn der Betriebsgeschichte stehen adidas und Puma in feindlicher Konkurrenz zueinander – bis vor zehn Jahren. 2009 kam überraschend die öffentliche Versöhnung: Im Rahmen der Friedensinitiative "Peace One Day!" reichten sich Vertreter von adidas und Puma erstmals die Hände. Somit sitzen der zweit- und drittgrößte Sportartikelhersteller der Welt mittlerweile friedlich wenige hundert Meter auseinander im bayerischen Herzogenaurach, dem Nabel der Sportwelt.
 


Sport verändert sich, Innovationen bleiben


Mit dem Stollenschuh Adi Dasslers gewann die deutsche Nationalmannschaft 1954 ihren ersten Weltmeistertitel. Auch heute entstehen ständig neue Erfindungen in Bayern, speziell im Hause adidas. Wir haben bereits über den Sportschuh aus Spinnenfasern berichtet, den die Herzogenauracher gemeinsam mit der Universität Bayreuth entwickelten. Mit „einfachen“ Stollen und reiner Veränderung im Material gibt sich beim Innovationstreiber in Herzogenaurach heute allerdings niemand mehr zufrieden. Hier denkt man nicht nur die Produkte radikal neu sondern auch deren Fertigung. Die wird immer effizienter, dank modernster Techniken wie künstlicher Intelligenz und 3D-Druck. K. I. verspricht insbesondere als Teil der Industrie 4.0-Strategie überall dort besonders großes Verbesserungspotenzial, wo sich Aufgaben häufig wiederholen oder vorhersehbar sind. Das ist auch in der industriellen Produktion der Fall, wo sehr feingranulare Daten und Kennzahlen vorliegen. Der Sportschuhhersteller adidas setzt diese Technologie – kombiniert mit weiteren Innovationstreibern wie Automatisierung und Robotern bereits in seinen beiden sogenannten „Speed Factorys“ in Franken und im US-amerikanischen Atlanta ein. „Speed”, also Geschwindigkeit, steht dabei sowohl für den eigentlichen, nahezu vollständig automatisierten Produktionsprozess, als auch für die Möglichkeit, deutlich schneller auf individuelle Kundenbedürfnisse und Trends reagieren zu können. Denn nicht nur in der Produktion setzt adidas auf Hightech: Mithilfe von künstlicher Intelligenz plant adidas auch Bestellmengen. So verschaffen sich die Herzogenauracher nachhaltige Vorteile gegenüber der lokalen und internationalen Konkurrenz.