5 Minuten mit ... 17.10.2014

Fünf Minuten mit ... Dr. Michael Hupe, Geschäftsführer der Flughafen Nürnberg GmbH

Bayerns Wirtschaft ist lebendig – dazu tragen vor allem die Menschen, die hier arbeiten und leben, bei. In unserer Rubrik „5 Minuten mit …“ stellen wir jeden Monat eine interessante Persönlichkeit aus Wirtschaft und Forschung vor. Diesen Monat haben wir uns mit Dr. Michael Hupe, Geschäftsführer der Flughafen Nürnberg GmbH, über die aktuelle Entwicklung des Airports unterhalten. Mit rund 3,3 Millionen Fluggästen und rund 100.000 Tonnen Luftfrachtumschlag pro Jahr zählt der Airport Nürnberg zu den Top 10 der internationalen deutschen Verkehrsflughäfen.

Welche Rolle spielt der Flughafen Nürnberg für die Metropolregion Nürnberg?

In der Metropolregion Nürnberg gibt es eine hohe Dichte an Unternehmen und wissenschaftlichen Einrichtungen mit internationalen Vernetzungen. Ein internationaler Airport ist daher für die gesamte Region Nordbayern sehr bedeutend. Über 50 Nonstop-Verbindungen, ein stabiles Linienflugangebot sowie 30-40 tägliche Verbindungen in neun europäischen Drehkreuze vernetzt der Airport Nürnberg mit Europa und der Welt.

Für viele Großunternehmen wie Siemens, adidas, Diehl und Bosch ist der internationale Flughafen in unmittelbarer Nähe ein wichtiger Standortfaktor. Hohe Frequenzen im Linienverkehr sorgen für zeitliche Flexibilität der Geschäftsreisenden. Zusätzlich lockt die MesseNürnberg jährlich rund 300.000 internationale Messegäste in die Stadt. Zu Zeiten von Spielwarenmesse und BioFach erhöhen daher viele Airlines ihre Kapazitäten.

Aber auch für Privatreisende aus der Region ist der Airport Nürnberg erste Wahl. Wir haben ein breites Spektrum an Urlaubsflügen in die beliebten Ziele im Süden ergänzt um ein immer breiter werdendes Angebot von Low Cost-Airlines. Diese bringen auch zunehmend mehr Gäste aus dem Ausland in die Region, die dann für mehr Umsatz und Wertschöpfung bei Hotels, Restaurant und im Einzelhandel sorgen.

Große Kapazitäten bietet auch das Cargo Center am Airport Nürnberg. Jährlich werden hier rund 90.000 Tonnen Luftfracht umgeschlagen. Eine Erweiterung des Frachtbereichs um ein weiteres Cargo Center ist für die nächsten Jahre geplant.

Der Airport Nürnberg trägt somit in erheblichem Maß zur Wertschöpfung in der Region bei und ist zudem wichtiger Arbeitgeber: 3.500 Beschäftigte zählt allein der Standort Flughafen, jeder dieser Arbeitsplätze generiert zwei bis drei weitere im Umfeld.


Was zeichnet den Flughafen Nürnberg besonders aus?

Geschäftsreisende haben unseren Flughafen zum siebten Mal in Folge zum besten deutschen Flughafen gewählt. Den Business Traveller Award haben wir Dank unserer Übersichtlichkeit, den kurzen Wegen, dem freundlichen Service, dem schnellen Gepäckhandling und der guten Wegweisung bekommen.  Der Dank dafür gebührt dem Engagement unserer Mitarbeiter und denen unserer Servicepartner. Auch 2015 wollen wir wieder der beste deutsche Flughafen werden, deshalb setzen wir weiter auf unsere Stärken gegenüber den Großflughäfen: kurze Wege, individueller Service und hohe Zuverlässigkeit. Und wir bauen für die Zukunft: Zentral gelegen zwischen den Abflughallen 1 und 2 entstehen bis Ende 2015 neue Sicherheitskontrollstellen. Die ebenerdigen Passagierkontrollen entsprechen den neuesten Sicherheitsstandards, sind auf einen schnellen Durchlauf ausgelegt und bieten auch in Spitzenzeiten ausreichend Kapazität.


Sind Sie mit dem Geschäftsverlauf in der Hauptsaison 2014 zufrieden?

Die Entwicklung im aktuellen Geschäftsjahr zeigt eine Erholung des Geschäfts. Die Sommerferien haben uns darin bestärkt: Insgesamt zählte der Airport in den Bayerischen Sommerferien über eine halbe Million Passagiere und rund 2.800 Starts. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Wachstum von 11 Prozent in der Ferienzeit.
Wesentlich dazu beigetragen hat die Tatsache, dass neben unserem Home Carrier Air Berlin nunmehr auch die TUIFly und die Sun Express Flugzeug in Nürnberg stationiert haben und damit das Angebot breiter und attraktiver geworden ist. Auch die Linie erweist sich als stabil. Zahlreiche namhafte Airlines fliegen Nürnberg regelmäßig an und sorgen dafür, dass wir sowohl den Urlaubern als auch den Geschäftsreisenden in Franken ein interessantes Angebot an Zielen bieten können. Die Zahlen der Hauptsaison stimmen uns zuversichtlich.

Einen wichtigen Beitrag zu den Erträgen liefert auch unser attraktives Einkaufsangebot: Neu im Sicherheitsbereich ist der „Nürnberg Store“, der Reisenden breites Sortiment regionaler Produkte bietet: Fränkische Spielzeugmarken wie Playmobil, Herpa und Simba Dickie werden dort ebenso geführt wie fränkische Geschenkideen, alles in Größen, die noch gut in das Handgepäck passen. Auch in den Regalen des Duty Free und Travel Value Shops stehen fränkische Produkte: Regionale Köstlichkeiten und Souvenirs haben in der Franken-Ecke des Shops ihren Platz gefunden. Ein weiteres Shoppinghighlight in der Ladenpassage ist der Thomas Sabo Shop: Der angesagte fränkische Schmuckhersteller verkauft silbernen Modeschmuck in klassischen Formen und mit avantgardistischen Linien. Der jüngste Neuzugang im Wartebereich ist ein Ravensburger Store: Auf rund 40 Quadratmetern gibt es ein breites Produktsortiment des bekannten  Spielzeugherstellers.


Wie sind die Marktperspektiven – wo sehen Sie den Flughafen Nürnberg in 5 Jahren?


Wir sehen derzeit einen sehr dynamischen Wandel bei unseren Kunden, den Airlines. Klassische staatliche Airlines sind weitgehend genauso vom Markt verschwunden wie Regionalairlines, deren kleinere Flugzeuge nicht mehr konkurrenzfähig sind. Den Markt dominieren Airline-Allianzen, die weltweit agieren, die sich aber auch neu aufstellen müssen, um dem Konkurrenzdruck der Airlines aus den Golfstaaten und den Low-Cost-Airlines begegnen zu können, die aufgrund ihrer Flugzeugbestellungen in den nächsten Jahren kräftig wachsen werden.
Die Low-Cost-Airlines stellen in dem für uns interessanten innereuropäischen Punkt-zu-Punkt-Verkehr die treibende Kraft dar. Damit ändert sich aber auch die Struktur des Verkehrs: Auf einzelnen Strecken werden weniger Flüge, dafür aber mit mehr Passagieren durchgeführt. Hier gilt es auch für die Flughäfen, ihren Platz zu finden.

Dieser Sommer hat gezeigt: Wenn es uns gelingt, mehr Sitzplatzkapazitäten in den Markt zu bringen, lassen sich diese in der Metropolregion auch durchaus absetzen. Trotz der deutlichen Kapazitätsausweitungen im Charterbereich sind die Auslastungen der Flugzeuge auf stabil hohem Niveau geblieben. Damit dies so bleibt und wir zusätzliche Flüge akquirieren können, müssen wir in der Vermarktung noch effizienter werden. Analysen zeigen, dass aus einigen Gebieten der Metropolregion nur jeder zweite ab Nürnberg fliegt. Hier liegt noch Potenzial für Wachstum, ebenso wie in der internationalen Vermarktung der Region.
 

Welche Sehenswürdigkeiten Nürnbergs empfehlen Sie Ihren Gästen – und welche Ziele steuern Sie von Nürnberg aus besonders gerne an?

Auch wenn es etwas abgedroschen für den Einheimischen klingt: Ich bin jetzt nicht einmal ein Jahr in Nürnberg, aber bei gutem Wetter ist für mich das Outdoor-Erlebnis der mittelalterlichen Gemütlichkeit von Burg und Stadtmauer gepaart mit der Lebendigkeit der Cafés auf Plätzen und Straßen sowie dem kleinteiligen Einzelhandel in der Altstadt immer wieder begeisternd.

Ich selbst greife natürlich auf das Flugangebot ab dem Nürnberger Airport zurück, sei es für die Städtereisen oder den Cluburlaub am Mittelmeer, der mit Kindern einfach am entspanntesten ist.