Bildung 17.03.2017

5 Minuten mit… Yasushi Furukawa, Geschäftsführer der Kyoshin GmbH

Dieses Mal haben wir für unsere „5 Minuten mit …“ die Schulbank gedrückt und mit dem Geschäftsführer der Kyoshin GmbH in München gesprochen. Die gleichnamige Nachhilfeschule hat seit ihrer Gründung 1975 in Kyoto bereits mehrere Einrichtungen in verschiedenen Ländern der Welt eröffnet. Eines der letzten Neuzugänge ist München. Jetzt wird auch in der Isarmetropole Nachhilfeunterricht für japanische Schüler und bald auch noch so einiges mehr angeboten.

Wir haben die japanische Nachhilfeschule Kyoshin bei der Ansiedlung in Bayern unterstützt. Auf Einladung des Schulleiters Yasushi Furukawa besuchte ich mit großer Erwartung kürzlich zum ersten Mal die neuen Räumlichkeiten in der Nähe des Sendlinger Tores. Ich war sehr neugierig, was aus dem Rohbau am Ende geworden ist. Als erstes wurde ich durch den Schulleiter sofort aufgefordert, mir die Straßenschuhe aus und die Pantoffeln anzuziehen. Mein erster Gedanke war: „Oh, ich bin in Japan!“ und mein zweiter gleich „Gott sei Dank habe ich kein Loch im Strumpf!“

Was waren die größten Herausforderungen – bürokratisch wie interkulturell – bei der Schuleröffnung in München?

Was das Gebäude betrifft, so haben wir wirklich Glück und mit Invest in Bavaria die passende Unterstützung gehabt. Trotz des Büromangels in München konnte der Standort vergleichsweise schnell gefunden werden. Bis zur Eröffnung hat es für mein Empfinden dennoch einige Zeit gedauert, da wir mit den bürokratischen/ behördlichen Anforderungen so in dieser Weise nicht gerechnet haben. Aber das ist wohl die deutsche Gründlichkeit!


Was ich besonders anstrengend fand, war die Tendenz der Deutschen, grundsätzlich „Nein, das geht nicht“, oder „Nein, das braucht man nicht“ zu sagen und schnell zu blockieren, sobald etwas nicht in die Norm passt.


Zu den interkulturellen Hindernissen kann ich noch eine kleine Anekdote erzählen. Unser Hauptanliegen ist es, den Schülern so gut es geht das Gefühl zu geben, in einer echten „Juku“ zu sein. Eine „Juku" ist in Japan eine Art Nachmittagsbetreuung für Schulkinder, in der sie weiter gefördert und gezielt auf Prüfungen vorbereitet werden.


Ich wollte die Schule möglichst original japanisch aussehen lassen, um den japanischen Familien auch in der Ferne ein heimatliches Gefühl zu geben. Vor diesem Hintergrund haben wir für unsere Schule in München Schreibtische bei einer deutschen Meisterwerkstatt maßgeschneidert nach der japanischen Vorlage anfertigen lassen. Zu meiner großen Überraschung haben 20 der 90 bestellten Stühle hoffnungslos gewackelt.


Darüber war ich sehr erstaunt, weil Deutschland mit dem Qualitätssiegel „Made in Germany“ international über einen ausgezeichneten Ruf verfügt. Mein Fazit dabei war: Das Land der Meister kocht auch nur mit Wasser und die viel bewunderten deutschen Tugenden – Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit – sind wohl manchmal auch nur ein Klischee.

Die Schule kann sich wirklich sehen lassen. Die Unterrichtsräume strahlen ein herzliches Willkommen aus und es kommt einem tatsächlich so vor, als wäre man in Japan.

Wie hilfreich war unsere Unterstützung für Sie?

Aufgrund der vielen Eindrücke in einem fremden Land ist es gut, wenn man eine Anlaufstelle hat, die sowohl die eigene Sicht als auch die des Gastlandes versteht und dabei unterstützt, die ersten Hürden zu nehmen. Während der Umsetzungsphase wurden wir sowohl durch die Mitarbeiter der Repräsentanz des Freistaats Bayern in Japan als auch von Invest in Bavaria in München mit Rat und Tat unterstützt. Invest in Bavaria hat uns innerhalb kürzester Zeit verschiedene Büroobjekte gezeigt und das Umfeld vorgestellt. Uns ist es sehr wichtig, dass die Kinder sicher die Schule besuchen können.


Wir bekamen auch schnell Anschluss an die japanische Community hier vor Ort und lernten zum Beispiel über Invest in Bavaria den Japan Club München kennen. Für die Unterstützung sind wir Ihnen sehr dankbar.

Die Lehrkräfte in Ihrer „Juku“ sind alles erfahrene Lehrer, die bereits bei Kyoshin gelehrt haben. Eine große Bibliothek mit Büchern unter anderem zur japanischen und europäischen Geschichte befindet sich derzeit noch im Bau. Welche Pläne haben Sie sonst noch für die Schule?

Ich möchte grundsätzlich die Schule für alle Familien, die Ratschläge in Bezug auf die Bildung ihrer Kinder suchen  – unabhängig davon, ob diese die Kyoshin besuchen oder nicht  – offen halten. Darüber hinaus möchten wir ein Treffpunkt für alle Japan-interessierten sein und freuen uns auch über alle deutschen Mitbürger. Sie sind ebenfalls gerne willkommen!


Kyoshin möchte in Zukunft auch Weiterbildungskurse für Expat-Mütter ins Programm aufnehmen. Außerdem würden wir auch am Wochenende gerne Kurse für die Kinder anbieten, damit die Eltern kurze Verschnaufpausen bekommen können. Schließlich können Expats ihre Kinder nicht kurz bei den über 9000km entfernt in Japan lebenden Großeltern abgegeben.


Ich habe noch ganz viele Pläne, aber wichtig ist es uns dabei, den Expat-Familien den Aufenthalt in München so angenehm wie möglich zu machen. Wenn wir dabei etwas dazu beitragen können, haben wir bereits viel gewonnen.


Herr Furukawa, danke für das Gespräch! Ich bin sehr gespannt, wie sich die Schule weiterentwickelt. Für den Standort Bayern und die japanische Community hier ist die Kyoshin auf jeden Fall eine große Bereicherung. Wir haben mit Kyoshin einen starken Partner vor Ort, wenn es um die Bildung der Expat-Kinder geht.