5 Minuten mit ... 24.06.2021

5 Minuten mit ... Herrn Andreas Rathgeb, Senior Vice President Consulting Services bei CGI

Das kanadische Unternehmen CGI mit Hauptsitz in Montreal gehört zu den weltweit führenden IT- und Business-Consulting-Unternehmen. Es bedient mehr als 20 Branchen und ist an 400 Standorten aktiv. In Bayern ist CGI seit über 30 Jahren am Standort München präsent. Einer der Schwerpunkte ist der Public Sector. Anfang 2021 erhielt CGI den Zuschlag des Bayerischen Staatsministeriums der Justiz für einen Managed-IT-Services-Auftrag mit einem Volumen von 250 Millionen Euro. Ziel ist die Weiterentwicklung der IT-Infrastruktur und -Services des Ministeriums an 220 Standorten in ganz Bayern. Wir sprechen heute mit Andreas Rathgeb, Senior Vice President Consulting Services, über die Chancen der Digitalisierung im öffentlichen Sektor sowie die Entwicklungen und Pläne von CGI im Freistaat.

Herr Rathgeb, bitte erklären Sie uns kurz die Tätigkeitsfelder von CGI, welche Kernkompetenzen beansprucht das Unternehmen für sich?


Wir sind einer der größten unabhängigen Anbieter von IT- und Geschäftsprozess-Dienstleistungen. Mit weltweit 77.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bieten wir ein breites Portfolio an Dienstleistungen an – von strategischem IT- und Business-Consulting über Systemintegration, Managed IT und Business Process Services bis hin zu Intellectual-Property-Lösungen. Dazu zählt eine Vielzahl neuer Möglichkeiten innerhalb der Digitalisierung und der IT von Morgen. Wir begleiten unsere Kunden aber auch dabei, durch Veränderungsmanagement und Kommunikation IT-Projekte einzuführen. Unser Ansatz ist ganzheitlich und individuell auf die Bedürfnisse der Kunden zugeschnitten.


Ihr Auftrag ist es, Digitalisierung und Innovation im öffentlichen Sektor voranzutreiben – aktuell auch im Bereich der bayerischen Justiz. Was bedeutet das genau? Können Sie erklären, welche Maßnahmen zur Digitalisierung konkret in den nächsten Schritten umgesetzt werden?


Bayern setzt sehr stark auf die Digitalisierung des öffentlichen Sektors. Der Freistaat war ja auch das erste Bundesland, das der Bedeutung der digitalen Transformation durch ein eigenständiges Digitalministerium Rechnung getragen hat. Wir als Experte in diesem Bereich begleiten Verwaltungen bei der digitalen Transformation, beispielsweise bei der digitalen Souveränität, bei Cloud Services und der Einführung der E-Akte. Im Konkreten unterstützen wir das Justizministerium dabei, seine IT-Modernisierung voranzutreiben und seinen Bürgerinnen und Bürgern durch Digitalisierung und Innovationsmanagement einen besseren Service zu bieten. Unsere Managed-IT-Services beinhalten etwa die Ausstattung aller Sitzungssäle mit digitaler Medientechnik, die Ablösung klassischer Telefonie durch Unified Communications sowie Projekte im Umfeld der Einführung des elektronischen Rechtsverkehrs und der elektronischen Akte.


Was ist Ihre Zukunftsvision für das Arbeiten des öffentlichen Sektors und was wird uns die digitale Zukunft Ihrer Einschätzung nach in den nächsten Jahren noch bringen? Sehen Sie hier Bayern als Vorreiter?


Bayern bietet als Tech Hub hervorragende Voraussetzungen für die digitale Transformation von Behörden. Unsere Vision ist es, dass nicht einfach nur die bisherigen Prozesse von Verwaltungen digital abgebildet werden. Vielmehr sollen Behörden durch die künftigen Prozesse die Chancen, die sich durch die digitale Transformation bieten, optimal nutzen können. Die Digitalisierung ermöglicht es nicht nur, Dinge einfacher zu gestalten, sondern auch besser. Zudem kann sie für mehr Transparenz und Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger sorgen. In meinen Augen stellt dies eine Chance für die Demokratie dar, da wir alle Menschen stärker einbeziehen können. Wir haben beispielsweise den CGI DigitalRadar entwickelt, eine Software, die dafür sorgt, dass komplexe Digitalisierungsprozesse mit all ihren Querverbindungen sehr gut dargestellt werden. Bei der Landeshauptstadt München wird sie erfolgreich eingesetzt, um Digitalisierungsvorhaben auch den Bürgerinnen und Bürgern anschaulich zu kommunizieren. Ein weiteres Beispiel: Wir haben eine Software für digitalen Schulunterricht entwickelt, die in Frankreich sehr erfolgreich zum Einsatz kommt. Hiermit würden wir auch gerne in Bayern einen Beitrag dazu leisten, den Lehrkräften sowie den Schülerinnen und Schülern ein besseres Unterrichtserlebnis zu ermöglichen. Damit kann Homeschooling Spaß machen und einen Mehrwert bieten.


Die Corona-Pandemie hat die Berufs- und Unternehmenswelt nachhaltig verändert. Wie geht Ihr Unternehmen mit der Krise um?


Diese Frage beinhaltet zwei Dimensionen: Zum einen hat die Pandemie in der Breite zu einem enormen Digitalisierungsschub geführt, der sich in unserer hervorragenden Auftragslage zeigt. Zum anderen betrifft die Frage unser Unternehmen selbst: CGI war bereits sehr gut aufgestellt, da unsere Büroräume schon lange nach einem Multispace-Konzept gestaltet sind und wir New-Work-Arbeitsweisen etabliert haben. Die Umstellung auf das Homeoffice hat daher hervorragend funktioniert. Wir beraten auch Kunden dazu, wie sie remote optimal zusammenarbeiten können.


In Bayern gibt es ein hervorragendes Ökosystem aus hochmoderner öffentlicher Verwaltung, ausgeprägtem Unternehmertum, zukunftsgerichteter Innovation und Start-ups in einer lebenswerten Umgebung. Nirgendwo sonst ist auch eine derart gute Work-Life-Balance mit vielen Naherholungsgebieten möglich. Deshalb macht es viel Spaß, im Freistaat für und mit unseren Kunden gemeinsam an IT-Projekten zu arbeiten.


CGI ist schon seit über 30 Jahren in München aktiv. Was waren bzw. sind die ausschlaggebenden Gründe für diesen Standort? Welche Bedeutung hat der Standort München für CGI?


Wir legen immer großen Wert darauf, dass unsere Beraterinnen und Berater in der gleichen Stadt arbeiten, in der auch unsere Kunden tätig sind. Dies bringt viele Vorteile mit sich: weniger Reisen, seltenere Aufenthalte in Hotels und eine bessere Work-Life-Balance für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Vor allem aber profitieren unsere Kunden von dieser räumlichen und persönlichen Nähe, die wir mit einem flexiblen globalen Liefernetzwerk kombinieren. Ausschlaggebend für die Wahl des Standorts München war zudem, dass er eine Art Silicon Valley an der Isar ist, und dass hier viele DAX-Konzerne wie auch große Verwaltungen und Behörden ihren Sitz haben. Weil wir immer nah dran sein wollen, stand für uns außer Frage, nach München zu gehen.


Inzwischen arbeiten deutlich über 500 CGI-Mitarbeiter in der Landeshauptstadt. Wie rekrutieren Sie Ihre Fachkräfte und was tun Sie dafür, dass sie auch bleiben?


Wer schnell wächst, hat natürlich einen enormen Bedarf an top ausgebildeten Fachkräften. In Bayern kommt uns entgegen, dass es in München mit der Ludwig-Maximilians-Universität und der Technischen Universität zwei hervorragende Hochschulen gibt. Wir freuen uns über die Offenheit der Professorinnen und Professoren, sich mit der Wirtschaft zu vernetzen. Immer wieder geben wir auch Forschungsaufträge an die Universitäten und schätzen das geschaffene Ökosystem. Wir sind aber auch mit den weiteren Hochschulen im Freistaat eng vernetzt, beispielsweise durch Werkstudierende sowie Masteranden. Es ist bei uns eher die Regel als die Ausnahme, dass diese nach ihrem Studium bei uns bleiben. Außerdem ziehen wir durch unsere offene Unternehmenskultur erfahrene Fachkräfte an. Wer bei uns arbeitet, wird als „Member“ bezeichnet und angesehen. Diese fühlen sich dem Unternehmen und untereinander eng verbunden. Wir haben sogar einen eigenen Traum formuliert: den CGI Dream, nach dem wir ein Klima schaffen wollen, in dem man gerne arbeitet. Was für ein Beratungsunternehmen häufig nicht üblich ist, aber bei uns dazugehört: Wir achten auf Work-Life-Balance. Im Übrigen setzen wir nicht nur auf neue Fachkräfte, sondern wir sind auch sehr stolz darauf, dass wir eine geringe Fluktuation haben.


Anlässlich des neuen Auftrags wurde ein zusätzlicher dritter Standort in München eröffnet. Wie viele Arbeitsplätze sind dadurch entstanden und was sind die Pläne für die Zukunft?


Allein durch den Auftrag des Bayerischen Justizministeriums haben wir bisher 80 neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingestellt. Es werden sicherlich noch zahlreiche weitere folgen. Wir konnten dadurch in München einen dritten Standort eröffnen und sind damit neben Moosach und Giesing nun auch im Norden in Nähe der A9 vertreten. Insgesamt haben wir noch mehr als 100 Stellen ausgeschrieben. Unsere Zeichen stehen in den nächsten Jahren weiter auf Wachstum.

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Wie schätzen Sie die Rahmenbedingungen am Standort Bayern im Bereich der Digitalisierung ein?  Welche Vorteile bietet Bayern?


Bayern ist seit Jahrzehnten ein innovativer Standort und bei der High-Tech-Agenda des früheren Ministerpräsidenten Edmund Stoiber nicht stehengeblieben. Es ist durchaus beeindruckend, wie Bayern derzeit auf das Thema Künstliche Intelligenz setzt und 100 neue Professuren in diesem Bereich ausgeschrieben hat. Dadurch erhoffen wir uns auch, dass Absolventinnen und Absolventen Innovationen zu uns ins Unternehmen tragen und unsere Partnerschaften zu Hochschulen noch weiter ausgebaut werden. Für uns spannend sind außerdem die Branchenvielfalt und die Cross-Industry-Vernetzung, die selten so ausgeprägt ist wie in Bayern. Dadurch, dass Bayern immer bereit ist voranzugehen, erarbeiten wir uns deutschland- und weltweit Vorteile, wenn wir hier aktiv sind.


Nicht zuletzt aufgrund der eigenen Auslandsrepräsentanz in Montreal pflegt der Freistaat Bayern gute Geschäftsbeziehungen mit Kanada. Hat der enge Austausch Einfluss auf Ihr Unternehmen? Und gibt es hinsichtlich der Arbeitskultur große Unterschiede zwischen Bayern und Kanada bzw. Québec?


Dass der Freistaat Bayern und die Provinz Québec einen engen Austausch pflegen, kommt uns als in Montreal ansässiges Unternehmen natürlich gelegen. Wir haben uns sehr gefreut, dass die bayerische Digitalministerin Judith Gerlach schon unsere Unternehmenszentrale besucht hat. München und Montreal verbindet vieles: Beide Städte sind der Digitalisierung sehr aufgeschlossen, wirtschaftlich führend und Innovationstreiber in ihren Ländern. Die Arbeitskultur passt perfekt zusammen, da auch in Kanada Verbindlichkeit, Offenheit und Vertrauen eine enorm große Rolle spielen.


Was schätzen Sie an Bayern – wie und wo finden Sie persönlich Erholung im Freistaat? Haben Sie einen Lieblingsort oder -platz in Bayern, den Sie uns empfehlen möchten?


Ich liebe an Bayern die Natur mit Bergen und Seen, die Geselligkeit mit Biergärten und die Technologien. Ich bin ein Fan des Tegernsees und gehe dort gerne wandern oder mountainbiken. Aus München ist der Tegernsee ja auch sehr gut zu erreichen.

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Unternehmen

CGI

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Branche

IKT

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In Bayern seit

30 Jahren, München

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Montreal (Québec), Kanada

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