5 Minuten mit ... 21.04.2015

Fünf Minuten mit ... Kay Rathschlag, Gründer von Wearable Life Science, Nürnberg

Bayerns Wirtschaft ist lebendig – dazu tragen vor allem die Menschen, die hier arbeiten und leben, bei. In unserer Rubrik „5 Minuten mit …“ stellen wir jeden Monat eine interessante Persönlichkeit aus Wirtschaft und Forschung vor. Diesen Monat haben wir uns mit Kay Rathschlag, einem der Gründer von Wearable Life Science unterhalten. Das Startup hat das Muskeltraining per Stromimpulse neu erfunden und bietet mit seiner Active-Sportswear ANTELOPE® Elektronik zum Anziehen.

WLS wurde im März 2014 gegründet und bereits mit mehreren Preisen ausgezeichnet. Klingt nach einem guten Start in den Markt!


Die drei Auszeichnungen waren und sind für uns immer noch eine riesen Sache. Zumal sie jeweils von unterschiedlicher Bedeutung sind. Der Gewinn des Gründerpreises Weconomy der Wissensfabrik und des Handelsblatts ermöglichte es uns beispielsweise, während eines Netzwerkwochenendes ANTELOPE® Deutschlands führenden Top-Managern vorzustellen – darunter BASF-Aufsichtsratschef Jürgen Hambrecht oder Roland Berger, Aufsichtsratschef bei Burkhard Schwenker. Diese Chance bietet sich einem nicht alle Tage. Und auch die Fachjury des ISPO BRANDNEW Awards konnten wir überzeugen. So erhielten wir eine sehr gute Einschätzung was Experten von unserer Idee halten. Der Gewinn des ISPO Public Choice Awards wiederum zeigte uns, dass wir auch beim Publikum ankommen.


Die zentrale Idee ist ein Ganzkörperanzug mit integrierten Elektroden: Was genau hat es mit der Innovation auf sich? 

Im Prinzip ist ANTELOPE® eine Weiterentwicklung der Elektro Muskelstimulation (EMS). Dies ist ein extrem zeitsparendes und hocheffektives Ganzkörpertraining und stammt aus der Physiotherapie, wird aber immer mehr im Lifestyle-Bereich und Leistungssport angewandt. Allerdings sind die bisherigen Systeme extrem teuer und nur stationär anwendbar, da der Sportler mit Kabeln an eine Steuereinheit angedockt ist. Wir haben EMS weiterentwickelt und leiten eine neue Ära im Trainingsbereich ein. Uns ist es erstmals gelungen, Textile-Elektroden in eine hochwertige Kompressionsbekleidung – die sich weder in der Haptik noch vom Aussehen von konventioneller Funktionsbekleidung unterscheidet – zu integrieren. Ausgelöst werden die Impulse durch eine smartphonegroße Elektronikeinheit – dem ANTELOPE® Booster. Dieser wird seitlich am Körper angebracht. Gesteuert wird das System per App über Smartphone oder Tablet. 


Was ist das grundlegend Neue daran – und was hat der Anwender davon?

Wir können jedes Training effektiver gestalten. Mit einem Anzug, der sich anfühlt wie jede normale Sportbekleidung bringen wir EMS raus aus dem Studio rein in die Natur – der Trainingsort spielt überhaupt keine Rolle mehr. Durch die uneingeschränkte Bewegungsfreiheit lässt sich ANTELOPE® sportartübergreifend in jedes Training einbinden. So erzielt man in einem noch kürzeren Zeitraum eine noch höhere Leistungssteigerung – und das nur noch zu einem Zehntel des Preises eines herkömmlichen EMS-Geräts. 


Wie schätzen Sie die Entwicklung der Technologien und Anwendungen im Bereich Wearables in den nächsten Jahren prinzipiell ein?


Wearables werden sich nicht nur im Sportbereich durchsetzen. Auch das Gesundheitswesen ist ein riesengroßer Markt. Sehen Sie sich doch mal die Menschheitsgeschichte an: seit Jahrtausenden ist der Mensch gewohnt zu rennen, zu springen, zu kämpfen. In der heutigen Gesellschaft ist es für viele trotz des vorhandenen Körperpotenzials eine Qual, sich regelmäßig sportlich zu betätigen. Mit unserer Technologie helfen wir nicht nur Sportlern aktiv beim Training, sondern bekämpfen auch Gesellschaftskrankheiten wie Übergewicht, Arthrose oder Rückenschmerzen – so profitiert wirklich jedermann (egal ob alt oder jung, sportlich oder unsportlich, dick oder dünn) von einem Training mit unserer Active-Sportswear. Generell steht die Entwicklung im Bereich Wearables aber noch in den Kinderschuhen. Bisher werden entweder wie bei Trackinggeräten Daten analysiert oder wie bei uns der Sportler aktiv unterstützt. In Zukunft werden die Textilien noch intelligenter. Eine unserer Visionen ist es, diese Anwendungen zu kombinieren, sodass zum Beispiel die Elektromuskelstimulation durch zuvor erfasste Daten automatisch und vor allem exakt gesteuert wird.


Welche Unterstützung hat Ihr Unternehmen bisher bekommen, wie kam es zur Entscheidung für den Standort Nürnberg und welche nächsten Schritte sind für die Weiterentwicklung geplant? 

Einer unserer Gründer stammt aus Nürnberg, da lag die Entscheidung auf der Hand. Zudem gibt es in Bayern extrem gute Bedingung für Startups. Neben der Finanzierung durch Eigenkapital und Business Angels wurden wir beispielsweise auch durch den Freistaat Bayern mit einem Investitionsgutschein gefördert. In Zukunft werden wir uns noch intensiver auf die Erforschung der Wirkung von EMS konzentrieren. Die Studien werden von GLUCE (Global Understanding Center of Electronic muscle stimulation) durchgeführt. Wir sind neben der EMS-Studiokette FAST FORMS und andern Experten Gründungsmitglied dieser noch sehr jungen Interessengruppe. Vertreten werden wir dort durch unseren Mitgründer Philipp G. Schwarz.


Verraten Sie uns noch Ihre persönlichen Lieblingsplätze in Nürnberg und Umgebung?

In Nürnberg mag ich besonders die Altstadt und die Gegend um den Marktplatz sowie die Burg. Und auch am nahegelegenen Rothsee lässt es sich sehr gut aushalten.